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62. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

22.-25.06.2022, Koblenz

Entwicklung des Erregerspektrums, der Antibiotikaresistenz sowie des Antibiotikaverbrauches einer urologischen Universitätsklinik

Meeting Abstract

  • L. Reiser - Klinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie, Universitätsklinikum Gießen
  • F. Wagenlehner - Klinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie, Universitätsklinikum Gießen
  • C. Imirzalioglu - Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinkum Gießen
  • M. Fritzenwanker - Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinkum Gießen

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 62. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Koblenz, 22.-25.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV8.9

doi: 10.3205/22swdgu079, urn:nbn:de:0183-22swdgu0794

Veröffentlicht: 10. Mai 2022

© 2022 Reiser et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Wir analysierten das Erregerspektrum und die bakterielle Resistenzentwicklung einer urologischen Universitätsklinik zusammen mit dem dazugehörigen Antibiotikaverbrauch im stationären Setting.

Material und Methoden: Der stationäre Antibiotikaverbrauch von 2010-2017 wurde mithilfe des patientenspezifischen Verordnungssystems der Krankenhaussoftware in Defined Daily Doses pro 100 Patienten erfasst. Das Keimspektrum wurde für 2003-2017 erstellt. Getrennt wurden die Erreger in stationär und ambulant sowie in Urin- und Nicht-Urinproben. Veränderungen im Keimspektrum pro 100 Patienten wurden von 2005-2017 berechnet. Die Resistenzstatistik für Erreger aus Urinproben wurde für den Zeitraum 2003-2017 erhoben.

Ergebnisse: Von 2010 bis 2017 wurden 25.100 DDD (97 DDD/100 Patienten) erfasst, davon wurden 58% parenteral und 42% oral appliziert. Den größten Anteil am Antibiotikaverbrauch hatten Cephalosporine (47%), Fluorchinolone (29%) und Penicillin-Derivate (11%). Von 41 verschiedenen Wirkstoffen wurde am häufigsten Cefuroxim (33%, 32 DDD/100 Patienten) eingesetzt. Der Antibiotikaverbrauch nahm im Beobachtungszeitraum ab und der Anteil der parenteral eingesetzten Wirkstoffe nahm kontinuierlich zu. Cephalosporine (r=-0,81; p=<0,05; b=-3,41) und Fluorchinolone (r=-0,87; p=<0,001; b=-5,28) zeigten einen signifikanten Rückgang des Verbrauchs. Ein Verbrauchsanstieg einer Wirkstoffgruppe wurde nicht nachgewiesen.

25.844 Keime wurden in die Erregerstatistik eingeschlossen. 42% davon aus dem stationären und 58% aus dem ambulanten Bereich. E. coli (33%), E. faecalis (22%), Klebsiella spp. (10%) und Pseudomonas spp. (10%) machten den Hauptanteil des Keimspektrums aus.

Die Anzahl der nachgewiesenen Erreger pro 100 Patienten nahm zwischen 2005 und 2017 signifikant ab (r=-0,87; p=<0,01; b=-0,58). Dementsprechend wurden beispielsweise E. coli, E. faecalis, Klebsiella spp. und Proteus spp. im Verhältnis signifikant weniger nachgewiesen.

Für die Resistenzstatistik wurden Keime aus Urinproben von 2003 bis 2017 analysiert. Bei E. coli waren bei den Resistenzen von Ampicillin/Sulbactam (r=0,77; p=<0,001; b=0,009), Cefuroxim (r=0,88; p=<0,001; b=0,006), Ciprofloxacin (r=0,72; p=<0,001; b=0,005) und Gentamicin-Resistenz (r=0,36; p=<0,05; b=0,0014) ein Anstieg zu beobachten. Einen Rückgang des Resistenzniveaus zeigte sich bei Piperacillin/Tazobactam (r=-0,57; p=<0,01; b=-0,0067). Bei S. aureus war ein Rückgang des Anteils der MRSA nachweisbar. Bei E. faecium nahm die Rate an VRE zu. Es konnte ein Anstieg der als 3MRGN klassifizierten Keime insbesondere bei E.coli (r=0,79; p=<0,001; b=0,0037) nachgewiesen werden.

Schlussfolgerungen: Es wurden deutlich weniger Antibiotika eingesetzt. Ein Trend zu parenteral eingesetzten Antibiotika ist erkennbar. Das Keimspektrum zeigt eher einen niedrigen Anteil von E. coli, dafür einen höheren Anteil an Enterokokken. Der Anteil an multiresistenten Erregern nimmt zu. 4MRGN kommen jedoch nur vereinzelt vor. Ein E. coli 4MRGN wurde nicht nachgewiesen.