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Anwendbarkeit europäischer Leitlinien für komplizierte Zystitiden: Antibiotikaresistenzraten und ihre Auswirkung auf Therapieempfehlungen in einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung
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Veröffentlicht: | 10. Mai 2022 |
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Einleitung: Komplizierte Zystitiden sind für 21,6% der nosokomialen Infektionen verantwortlich und damit ein häufiger Grund für Antibiotikaverordnungen in Akutkrankenhäusern. Eine leitliniengerechte Therapie ist aufgrund der nachweislichen Reduktion der Mortalität wichtiger Bestandteil eines erfolgreichen Antibiotic Stewardships (ABS). Ziel dieser Arbeit ist, die Anwendbarkeit europäischer Leitlinien in einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung zu untersuchen und deren Empfehlungen in Hinblick auf das lokale Erregerspektrum und die Resistenzlage anzupassen.
Methodik: Anhand positiver Urinkulturen und selektierten ICD-Diagnosen wurden Fälle von komplizierten Zystitiden identifiziert und retrospektiv analysiert. Abdeckungs- und Resistenzraten (AR/RR) für verschiedene Antibiotika wurden verglichen und mittels Regressionsanalysen Zusammenhänge zwischen Risikofaktoren und Erregerspektrum untersucht.
Ergebnisse: 470 erkrankte Personen mit einem Durchschnittsalter von 80 Jahren (68% weiblich) wurden eingeschlossen. 63% der Infektionen waren ambulant erworben. Escherichia coli war in Einklang mit der Literatur der am häufigsten nachgewiesene Erreger. Enterococcus faecalis war in der untersuchten Population mit 18% vermehrt nachweisbar (Leitlinie 11%).
Enterococcus spp. konnten bei nosokomial erworbenen Zystitiden signifikant häufiger nachgewiesen werden (OR=1,8, p=0,02). Bei den Erkrankten ohne spezifische Merkmale (n=349) wäre mit der leitliniengerechten Gabe von Amoxicillin plus Aminoglykosid eine AR von 90% erzielt worden. Die AR anderer Empfehlungen waren niedriger (3G-Cephalosporin 56%, 2G-Cephalosporin plus Aminoglykosid 68%). Bei Erkrankten mit dauerhaft einliegendem Blasenkatheter (BK, n=78) wäre durch eine leitliniengerechte Therapie mit Amoxicillin/Clavulansäure plus Aminoglykosid eine AR von 88% zu erreichen.
Schlussfolgerung: Antibiotika sollten zur empirischen Therapie von Zystitiden über 80% des zu erwartenden Erregerspektrums abdecken. Bei Erkrankten ohne spezifische Merkmale sind unter Berücksichtigung von Wirksamkeit, Resistenzen und Nebenwirkungen für nosokomial erworbene Zystitiden Nitrofurantoin (AR 86%) sowie Amoxicillin plus ein Aminoglykosid (AR 90%) zu empfehlen, bei ambulant erworbenen Infektionen zusätzlich 3G-Cephalosporine (81%). Die Gabe von Amoxicillin und einem Aminoglykosid (AR 88%) wird bei Erkrankten mit dauerhaft einliegendem BK empfohlen. Die Notwendigkeit der Anpassung der Empfehlungen an Resistenzlage und lokales Erregerspektrum konnte veranschaulicht werden. Somit kann diese Analyse im Sinne des ABS weiteren Häusern und Regionen als Vorlage dienen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine aktualisierte nationale Leitlinie mit vereinfachter Anwendbarkeit und definierten Entscheidungskriterien notwendig ist.