Artikel
Negative MRT bei Patienten mit Verdacht auf Prostatakarzinom – weiterer Verlauf und Konsequenzen
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 10. Mai 2022 |
---|
Gliederung
Text
Fragestellung: Die DGU-Leitlinie empfiehlt die Durchführung einer multiparametrischen MRT der Prostata (mpMRT) vor einer Biopsie. Hierdurch soll die Treffsicherheit der Biopsie erhöht und unnötige Biopsien vermieden werden. Es bleibt unklar in welchen Fällen nach negativer mpMRT auf eine Biopsie verzichtet werden kann. Ziel der Studie ist die Evaluation von Prädiktoren für das Auftreten von PCa und klinisch signifikantem (cs)PCa bei negativer mpMRT.
Material und Methoden: Es wurden retrospektiv 216 Patienten mit V.a. PCa untersucht, welche zwischen 2018 und 2020 in der mpMRT in unserem Zentrum PIRADS ≤2 zeigten. Alle Patienten wurden mittels Telefoninterviews zwischen 06/2021 und 08/2021 zu weiteren Interventionen befragt. csPCa wurde als Gleason-Score ≥7 definiert. Uni- und multivariate Analysen erfolgten zur Evaluation von Prädiktoren für das Auftreten von PCa/csPCa bei negativer mpMRT.
Ergebnisse: Im Mittel betrugen das Alter bei mpMRT 66 Jahre, PSA vor mpMRT 6.5 ng/ml, freies PSA 1.36 ng/ml, PSA Dichte (PSAD) 0.1 ng/ml2 und Prostatavolumen (Pvol) 68.5 ml. Insgesamt wurde bei 162 Patienten (75%) eine Biopsie durchgeführt. Bei 34 (15.7%) zeigte sich ein PCa, davon bei 11 (5.1%) ein csPCa. Diese Patienten wiesen eine höhere PSAD (0.14 versus 0.09 ng/ml2; p=0.001) und ein geringeres Pvol (50.5 versus 74.0 ml; p = 0.003) auf als Patienten ohne PCa. 18 Patienten (8.3% der Studienpopulation, 52.9% aller Patienten mit PCa) erhielten eine aktive Therapie, davon 15 (6.9% oder 44.1% mit PCa) eine radikale Prostatektomie. Patienten, welche keine Biopsie erhielten, waren signifikant älter (69 versus 65.5 Jahre; p = 0.027), hatten ein niedrigeres PSA (5.7 versus 6.73 ng/ml; p = 0.033) sowie eine niedrigere PSA Dichte (0.09 versus 0.1 ng/ml2; p=0.027) und erhielten häufiger eine BPH-Therapie (25.9 versus 21%, p=0.007). In der multivariaten Analyse zeigten sich Alter (OR 1,09 [1.02-1.16]; p=0.011), PSA-Wert (OR 1.22 [1.01-1.47], p=0.033) und keine PIRADS-Läsion versus PIRADS 1-2 Läsion (OR 0.38 [0.15-0.91], p=0.032) als prädiktive Faktoren in Bezug auf den Endpunkt Vorliegen eines PCas.
Schlussfolgerungen: Patienten mit PIRADS ≤2 in der mpMRT zeigten zu 15.7% PCa und zu 5.1% csPCa. Entsprechend bisherigen Studien lassen die hier gezeigten Daten eine Empfehlung zum Verzicht auf eine Biopsie bei negativer mpMRT nicht zu. Allerdings zeigten jüngere Patienten mit niedrigerem PSA und niedriger PSA Dichte signifikant seltener PCa oder csPCa. Daher ist eine ausführliche Beratung dieser Patientengruppe in Bezug auf Übertherapie zu empfehlen.
Schlüsselbegriffe: Prostata(-karzinom), Prostatabiopsie, MRT der Prostata, PIRADS