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62. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

22.-25.06.2022, Koblenz

Priapismus – ein seltener Notfall: Management in der Notaufnahme einer Universitätsklinik

Meeting Abstract

  • A. Kiani - Universitätsklinikum Frankfurt am Main
  • B. Hoeh - Universitätsklinikum Frankfurt am Main
  • M. Wenzel - Universitätsklinikum Frankfurt am Main
  • Z. Zatik - Universitätsklinikum Frankfurt am Main
  • M. Krimphove - Universitätsklinikum Frankfurt am Main
  • M. Mueller - Universitätsklinikum Frankfurt am Main
  • F. Chun - Universitätsklinikum Frankfurt am Main
  • L. Kluth - Universitätsklinikum Frankfurt am Main

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 62. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Koblenz, 22.-25.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV2.9

doi: 10.3205/22swdgu018, urn:nbn:de:0183-22swdgu0183

Veröffentlicht: 10. Mai 2022

© 2022 Kiani et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Leitlinien der European Association of Urology (EAU) definieren den Priapismus als eine pathologische ungewünschte prolongierte Erektion von mindestens vier Stunden. Insgesamt ist der Priapismus ein selten anzutreffendes Krankheitsbild. Umso wichtiger ist eine korrekte Diagnostik und effektive Therapie. Das Ziel unserer Studie ist die Untersuchung des klinischen Erscheinungsbilds und des Managements von Patienten, die sich notfallmäßig mit Priapismus vorstellten.

Methode: Aus unserer retrospektiven Datenbank wurden alle volljährigen Patienten, die sich mit einem Priapismus im Zeitraum von 01/2008 bis zum 11/2020 über die zentrale Notaufnahme vorstellten, eingeschlossen. Zur Unterscheidung zwischen eines high-flow und low-flow Priapismus erfolgte bei allen Patienten eine Blutgasanalyse aus den Schwellkörpern.

Ergebnisse: Es wurden 38 Patienten in die Analysen einbezogen. Das mediane Patientenalter lag bei 42 Jahren (Interquartile range [IQR]: 33-51 Jahren). Die häufigste Ursache für das Vorliegen des Priapismus war mit 70% eine Schwellkörper-Autoinjektions-Therapie (SKAT). Eine hämatologische Grunderkrankung lag bei einem der Patienten vor (Sichelzellanämie), bei 5,3% der Patienten war ein aktives Tumorleiden (Rektum- und Prostatakarzinom) bekannt. Insgesamt zeigten sich 21% der Patienten als HIV-positiv und 16% gaben an regelmäßig Drogen konsumiert zu haben. Zudem erlitten 30% der Patienten bereits in der Vergangenheit einen Priapismus. Beim Eintreffen in der Notaufnahme wurde die mediane Schmerzintensität auf einer visuellen-Analogskala (VAS) bei 5 (IQR: 3-7) angegeben. Weiterhin bestand zum Zeitpunkt der Vorstellung im Median eine Dauererektion von 12 Stunden (IQR: 9-16 Stunden). Der low-flow Priapismus trat mit 88% häufiger als der high-flow Priapismus auf. Als therapeutische Maßnahme erfolgte bei 93% der Patienten eine wiederholte Aspiration aus den Schwellkörpern. Von diesen Patienten benötigten 30% bei ausbleibender Detumeszenz eine zusätzliche Adrenalin Injektion in die Schwellkörper. Eine alleinige Adrenalin Injektion erfolgte bei 5,3% der Patienten. Bei einem Patienten zeigte sich bereits eine konservative kühlende Therapie erfolgreich. Eine chirurgische Shuntanlage war bei 5,3% der Patienten notwendig. Bis auf einen Patienten mit high-flow Priapismus konnte bei allen Patienten eine vollständige Detumeszenz erreicht werden.

Schlussfolgerung: In unserem Kollektiv zeigte sich die SKAT als häufige Ursache für einen Priapismus. Trotz einer verspäteten notfallmäßigen Vorstellung der Mehrheit der Patienten, zeigte sich die Aspirationstherapie und Injektion von Adrenalin in die Schwellkörper als erfolgreiches Management. Eine chirurgische Shuntanlage ist nur in seltenen Fällen erforderlich.