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62. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

22.-25.06.2022, Koblenz

Kontinenzentwicklung in der uro-onkologischen Rehabilitation nach radikaler Prostatektomie, Trainingsintensivierung bei Patienten mit ausgeprägter Harninkontinenz und Einfluss auf die seelische Belastung

Meeting Abstract

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  • J. Leiendecker - Mediclin Staufenburg Klinik, Durbach
  • J. Bohro - Mediclin Staufenburg Klinik, Durbach
  • J. Wagner - Mediclin Staufenburg Klinik, Durbach

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 62. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Koblenz, 22.-25.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV1.9

doi: 10.3205/22swdgu009, urn:nbn:de:0183-22swdgu0090

Veröffentlicht: 10. Mai 2022

© 2022 Leiendecker et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die radikale Prostatektomie ist die häufigste uro-onkologische Operation und geht mit Einschränkungen wie Verlust der Kontinenz, seelischen, sozialen und beruflichen Folgen einher. Eigene Voruntersuchungen an 1627 Patienten in der stationären Rehabilitation ergaben einen signifikanten Rückgang der Harninkontinenz (HIK) um 30-40% während des Aufenthaltes (Wagner, 2019). Davon wiesen 36% gerade der älteren Patienten eine initiale Harninkontinenz von >500 ml/ 24 h auf. Wir untersuchten die Hypothese, ob intensivierte Einzelkrankengymnastik eine stärkere Verbesserung der HIK bei Patienten mit ausgeprägter HIK bewirkt. Bei 180 Patienten erfolgten psychometrische Assessments, zur seelischen Belastung auch hinsichtlich der HIK.

Methode: An einer fortlaufenden Patientenkohorte (n=1571) in der Anschlussheilbehandlung (AHB) nach Prostatektomie wurde die Inkontinenz zu Beginn und Ende der AHB im Zeitraum von 06/2019 bis 05/2021 ermittelt. Die Inkontinenz wurde mittels 24h-Vorlagen-(PAD)-Tests erfasst. Patienten mit ausgeprägter HIK erhielten eine intensivierte Einzeltherapie, die übrigen Patienten eine Standardtherapie. Mittels dem FACT G und FACT P Test wurden die seelische Belastung und Harninkontinenz untersucht.

Ergebnisse: 66,3% (1109) der Patienten wurden roboterassistiert operiert, 27,6% (461) offen-retropubisch. Die mittlere Inkontinenz der Patienten betrug 503,6 ml/24 h (Tag: 337,6, Nacht: 165,9 ml)) und bei Entlassung 314,2 ml/ 24 h (Tag: 215,8 ml, Nacht: 98,5 ml), ein Rückgang von -37,5% (Tag: -36,1%; Nacht: -40,6%). 519 Patienten wiesen bei Aufnahme eine HIK von >500 ml/ 24 Std. auf (33%), 101-500 ml/ 24 Std: 28% und 0-100 ml/ 24 Std.: 39%. In der ersten Gruppe mit starker HIK betrug der MW des PAD-Tests bei Aufnahme 1114 ml/ 24 Std. und bei Entlassung 714 ml/ 24 Std (-36%), in der mittleren Gruppe lag der Rückgang bei 39% und 40,9% in der Gruppe mit der geringsten Harninkontinenz.

Psychometrische Assessments zeigten einen deutlichen Rückgang des Krankheitsgefühls (-43,6%), der Belastung durch Therapienebenwirkungen (-53,8%) und Schmerzen (-39,6). Schwierigkeiten beim Wasserlassen (-38,5%), häufigeres Wasserlassen (-26%) und Einschränkungen bei ADL (-27,1%) besserten sich signifikant. In der Gruppe der Patienten mit ausgeprägter HIK zeigte sich ebenfalls ein signifikanter Rückgang bei Schwierigkeiten beim Wasserlassen von -24,5%, häufigerem Wasserlassen -20,7% und Einschränkungen der ADL von -20,3%.

Schlussfolgerung: Ein Drittel der Patienten weist bei Aufnahme noch eine ausgeprägte HIK auf. Auch diese Patienten erreichen einen signifikanten Rückgang der HIK vergleichbar zu Patienten mit geringerem Ausgangsharnverlust. Ein intensiviertes Einzelkontinenztraining hat keinen weiteren positiven Effekt. Zusammenfassend sind in der stationären Rehabilitation allgemeine und prostataspezifische Beschwerden deutlich rückläufig, genauso wie Harnverlust und psychische Belastung durch den Harnverlust, auch bei ausgeprägter Harninkontinenz.