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Etablierung eines Robotersystems in einem peripheren Krankenhaus
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Veröffentlicht: | 10. Mai 2022 |
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Hintergrund: Die Etablierung eines Robotersystems ist für kleine Häuser aufgrund der Kosten und der reglementierten OP-Kapazitäten eine besondere Herausforderung. Wir berichten über unsere Erfahrung seit November 2018. Unsere These ist, dass das Vorhaben gut gelingt, wenn man mit einem kleinen Team aber einem großen Spektrum beginnt.
Material und Methode: Ergebnisanalyse von 321 Patienten, die seit November 2018 in unserer Klinik roboterassistiert operiert wurden. Als „erfolgreich etabliert“ gilt für uns die Methode sobald sie sich bezüglich Indikationsspektrum, Ausbildung, Alltagsfähigkeit, Komplikationsrate und OP-Zeiten mit dem bisherigen Standard vergleichen lässt oder ihn übertrifft.
Ergebnis: Zwischen November 2018 und Januar 2022 operierten wir 470 Patienten in dem von uns als „potentiell robotisch“ definierten Spektrum (plastische Eingriffe, Inkontinenzchirurgie, Nieren- und Harnleitertumoren, Prostatektomie, Zystektomie). Insgesamt 321 (68,3%) dieser Patienten wurden robotisch operiert. Der Anteil der Robotik stieg dabei von 58% (2019) über 68% (2020) auf 81% (2021). Im selben Zeitraum stieg die Gesamtzahl dieser Eingriffe um 33%.
Wir begannen mit einem festen Team (ein Operateur, zwei Assistenten, OP-Pflege und Anästhesie) und dem genannten Spektrum um schnell Routine zu etablieren und Fehler zu vermeiden. Nach 6 Monaten begann die modulare Einarbeitung eines zweiten Konsolenchirurgen, welcher schrittweise an komplexe Eingriffe herangeführt wurde. Derzeit ist der dritte Konsolenchirurg in Ausbildung.
11 Patienten (3,43%) wurden konvertiert, 13 (4,05%) benötigten eine Bluttransfusion. Frühe Komplikationen (3 Monate postoperativ) mit einem Schweregrad Clavien-Dindo IIIb zeigten 4 (1,25%), Komplikationen Clavien-Dindo Grad IIIa 16 (4,98%) Patienten.
Exemplarisch verglichen wir die Ergebnisse der Nierenteilresektionen und radikalen Prostatektomien von offenen und robotischen Eingriffen:
Bei der Nierenteilresektion zeigen sich nahezu gleichwertige OP-Zeiten zum offenen Vorgehen. Die Tumorkomplexität (RENAL-Score) zeigte sich, bei zeitgleicher Besserung der Ischämiezeit, zunehmend, ohne onkologische Gefährdung der Patienten (Graphiken Trifecta).
Die Analyse der RARP zeigte niedrige Komplikationsraten (Clavien >IIIb 2,36%), mit signifikant niedrigerer Komplikationsrate (p=<0,01) im direkten Vergleich zum offenen Vorgehen sowie eine signifikante Reduktion der Liegedauer (p=<0,01).
Schlussfolgerung: Die Einführung eines Robotersystems kann auch bei kleinen Fallzahlen und limitierter OP-Kapazität gut gelingen. Die rasche Etablierung eines breiten operativen Spektrums ist unserer Meinung nach der Schlüssel für rasche Ausbildung und Routinebildung bei kleinen Fallzahlen. Bei modularer Ausbildung bleibt so eine hohe Patientensicherheit gewahrt und es zeigen sich insgesamt geringe Konversions- sowie Komplikationsraten. Da allein die Präsenz eines Robotersystems wiederum zu einer Steigerung der operativen Fälle führen kann, nehmen Ausbildung und Routinegestaltung im Verlauf rasch zu.