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62. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

22.-25.06.2022, Koblenz

Zunahme fortgeschrittener Tumorstadien während der Coronapandemie? Eine Analyse von 13.228 Patienten aus einer Klinik zur uroonkologischen Anschlussrehabilitation

Meeting Abstract

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  • M. Butea-Bocu - UKR der Kliniken Hartenstein GmbH, Bad Wildungen
  • E. Kröger - UKR der Kliniken Hartenstein GmbH, Bad Wildungen
  • G. Müller - UKR der Kliniken Hartenstein GmbH, Bad Wildungen

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 62. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Koblenz, 22.-25.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV1.1

doi: 10.3205/22swdgu001, urn:nbn:de:0183-22swdgu0015

Veröffentlicht: 10. Mai 2022

© 2022 Butea-Bocu et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Vor dem Hintergrund der Coronapandemie sind wir der Frage nachgegangen, inwiefern die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie im deutschen Gesundheitssystem sich auf die Diagnostik und Therapie uroonkologischer Erkrankungen niedergeschlagen haben und wollen dies anhand eines Vergleiches mit dem Vorjahreszeitraum beantworten.

Methode: Patienten mit einem Karzinom der Prostata (PCa), der Harnblase (BCa) oder der Niere (NCa) wurden retrospektiv im Zeitraum von 01.2019 bis 12.2021 untersucht. Eingeschlossen wurden Patienten, die die stationäre uroonkologische Anschlussrehabilitation (AHB) bis 100 Tage postoperativ antraten. Für die einzelnen Entitäten wurden Fallzahlen, Patientenalter, Tumorstadium, Nodal- und Resektionsstatus sowie präoperative PSA-Werte verglichen.

Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum konnten 13.228 Patienten nach uroonkologischem Eingriff eingeschlossen werden. Diese Patienten verteilten sich zu 76,3% (10.094) auf das PCa, zu 15,8% (2.092) auf das BCa sowie zu 7,9% (1.042) auf das NCa. Beim PCa zeigte der präoperative PSA-Wert im Median eine signifikante Abnahme zwischen den Jahren 2019 (8,0 ng/ml; IQR 5,7-12,6) und 2021 (7,6 ng/ml; IQR 5,5-11,2), p=0,001. Ebenso zeigte sich die Abnahme eines GS ≥8 im endgültigen histopathologischen Befund von 20,5% (2019) auf 17,6% (2021), p=0,005. Der Anteil organüberschreitender Tumorstadien (≥pT3) zeigte sich stabil (2019: 40,1% und 2021: 39,0%; p=0,299). Die Lymphknotenmetastasierung zeigte sich signifikant rückläufig von 13,0% (2019) auf 10,9% (2021), p=0,012. Zwar konnte im Beobachtungszeitraum eine Abnahme positiver Schnittränder beim pT2-Stadium von 8,2% (2019) auf 7,6% (2021) verzeichnet werden, jedoch ohne statistische Signifikanz. Beim BCa zeigte sich eine signifikante Zunahme neoadjuvanter Chemotherapien von 10,4% (2019) auf 20,2% (2021), p<0,001. Der Anteil der Tumorstadien ≥pT3 (2019: 35,5% und 2021: 33,6%; p=0,471) und der Lymphknotenmetastasierung (2019: 18,8% und 2021: 18,6%; p=0,925) blieben über den Beobachtungszeitraum konstant. Beim NCa zeigte sich im Beobachtungszeitraum ein stabiler Anteil von organerhaltenden Eingriffen (2019: 50,1% und 2021: 51,3%; p=0,102). Das Patientenalter zeigte in den einzelnen Tumorentitäten keine statistisch signifikanten Veränderungen zwischen den Beobachtungsjahren.

Schlussfolgerung: Bei den hier beobachteten Tumorentitäten zeigten sich trotz der besonderen Herausforderungen bedingt durch die Bekämpfung der Coronapandemie eine hohe Versorgungs- und Behandlungsqualität. Uroonkologische Patienten wurden offensichtlich weiterhin entsprechend den Leitlinien diagnostiziert, therapiert und betreut. Eine Stadienmigration, als Indikator für abnehmende Versorgungsqualität, hat im Beobachtungszeitraum nicht stattgefunden.