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AUO-AB 22-00: Langzeit-Follow-up einer randomisierten Multizenter-Phase-3-Studie: adjuvante versus progressionsgetriggerte Therapie mit Gemcitabin-Mono nach radikaler Zystektomie bei Cisplatin-ungeeigneten Hochrisiko-Harnblasenkarzinompatienten
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Veröffentlicht: | 8. Juni 2021 |
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Einleitung: Die cisplatinbasiert Chemotherapie (PBC) ist die bevorzugte perioperative Therapie bei Patienten mit muskelinvasivem Urothelkarzinom der Harnblase (UB). Allerdings sind einige Patienten für eine PBC ungeeignet. Die AUO-AB 22-00-Studie untersucht Patienten mit pT3-4 und/oder pN+, M0 UB und vergleicht eine adjuvante Gemcitabin-Monotherapie (adj-G) mit einer progressionsgetriggerten Gemcitabin-Monotherapie (prog-G).
Methode: In dieser randomisierten, zweiarmigen, multizentrischen Phase-3-Studie wurden 115 Patienten aus 29 Prüfzentren in Deutschland entweder für adj-G (1.250 mg/m² an Tag 1, 8; 21 für maximal 6 Zyklen) oder für prog-G (mit demselben Therapieschema) randomisiert. Eingeschlossene Patienten hatten ein histologisch nachgewiesenes UB, pT3-4 und/oder pN1-N2 nach radikaler Zystektomie und Lymphadenektomie mit R0-Resektion. Alle Patienten waren unfit für PBC. Der primäre Endpunkt der Studie war das progressionsfreie Überleben (PFS). Sekundäre Endpunkte waren das Gesamtüberleben, die Toxizität und die Lebensqualität. Aufgrund schlechter Rekrutierung wurde die Studie vorzeitig mit 115 der geplanten 178 Patienten geschlossen.
Ergebnisse: Von Juli 2000 bis Dezember 2008 wurden insgesamt 115 Patienten in die Studie eingeschlossen und bis zum 23.12.2020 nachbeobachtet. 59 Patienten wurden für die adj-G-Gruppe und 56 Patienten für die prog-G-Gruppe randomisiert. Nach einer medianen Follow-up-Zeit von 2 Jahren (IQR 0-11), hatten 42/59 (71%) der adj-G-Gruppe und 42/56 (76%) der prog-G-Gruppe einen Progress oder sind verstorben.
In der adj-G-Gruppe war das PFS im Vergleich zur prog-G-Gruppe nicht signifikant verlängert (HR 0.76; 95%-CI: 0.49-1.18; p=0.218), mit einem 5-Jahres-PFS von 36.2% (95%-CI: 22.8%-49.7%) bei der adj-G-Gruppe versus 22.2% (95%-CI: 11.5%-35.1%) bei der prog-G-Gruppe. Auch im Gesamtüberleben wurde kein signifikanter Unterschied festgestellt (HR 0.84; 95%-CI: 0.57-1.24; p=0.375), mit einem 5-Jahres-Gesamtüberleben von 44.1% (95%-CI: 31.2%-56.2%) in der adj-G-Gruppe bzw. 30.4% (95%-CI: 19.0%-42.5%) in der prog-G-Gruppe.
Hinsichtlich der Toxizität Grad 3/4 trat Myelosuppression bei 9 (18%) von 51 Patienten, die aus der adj-G-Gruppe Chemotherapie erhalten haben, versus 6 (40%) von 15 Patienten, die aus der progressionsgetriggerten Gruppe Chemotherapie erhalten haben, auf. Weitere Grad 3/4 Toxizitäten waren Nausea/Emesis (6 (12%) versus 2 (13%)), erhöhte Leberenzymwerte (0 (0%) versus 3 (20%)) und Stomatitis (1 (2%) versus 0 (0%)).
Schlussfolgerung: In der vorliegenden Studie zeigte sich kein Unterschied hinsichtlich des PFS und Gesamtüberlebens für PBC-unfitte Patienten, die eine adj-G nach radikaler Zystektomie erhielten im Vergleich zu Patienten, die bei Progression behandelt wurden. Diese Ergebnisse unterstreichen die Dringlichkeit der Entwicklung neuer perioperativer Behandlungsansätze für Cisplatin ungeeignete Hochrisikopatienten mit muskelinvasivem Urothelkarzinom der Harnblase.