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61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

09.06. - 11.06.2021, digital

Exulcerierter Skrotaltumor – ein interdisziplinärer Fallbericht

Meeting Abstract

  • S. Breshnev - Klinik für Urologie, Bundeswehrkrankenhaus Ulm
  • M. Majewski - Klinik für Urologie, Bundeswehrkrankenhaus Ulm
  • R. Bartmuß - Klinik für Urologie, Bundeswehrkrankenhaus Ulm
  • C. Richter - Klinik für Dermatologie, Bundeswehrkrankenhaus Ulm
  • M. Wendlandt - Klinik für Ortho- und Unfallchirurgie, Abteilung plastische Chirurgie, Bundeswehrkrankenhaus Ulm
  • C. Ruf - Klinik für Urologie, Bundeswehrkrankenhaus Ulm

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. sine loco [digital], 09.-11.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21swdgu51

doi: 10.3205/21swdgu51, urn:nbn:de:0183-21swdgu510

Veröffentlicht: 8. Juni 2021

© 2021 Breshnev et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Hauttumore des äußeren Genitals sind häufig HPV (Serotypen 6,8,16,18) assoziiert. Aus einer Präkanzerose (CIS) des äußeren Genitals kann ein invasives, metastasierendes Plattenepithelkarzinom entstehen. Plattenepithelkarzinome der Haut an anderen Körperregionen hingegen sind meist auf hohe UVExposition zurückzuführen.

Fallbericht: Im September 2019 wurde ein 78-jähriger Mann verwahrlost in seiner Wohnung aufgefunden. Auf Grund einer Bewusstseinseintrübung erfolgte der Transport in die Notaufnahme, wo sich ein subdurales Hämatom als ursächlich zeigte. Bei der körperlichen Untersuchung fiel eine große Skrotalhernie auf. Auf der linken Skrotalseite zeigte sich eine nässende, schuppige Läsion. Der diensthabende Urologe wurde bei buried penis zur DK-Anlage hinzugezogen. Am Folgetag war der Patient ansprechbar. Die große Skrotalhernie sei lange bekannt, die schuppige Läsion neu. Der Patient wünschte keine weitere Diagnostik und Therapie.

Einige Wochen später wurde der Patient mit einer Raumforderung der Kopfhaut in der Dermatologie vorstellig. Hier fiel erneut die Läsion am Skrotum auf. Im Oktober erfolgte die PE der Kopfhaut und der Skrotalhaut. Histologisch waren Hautmetastasen eines CUP nicht auszuschließen. Im Dezember erfolgte ein FDG-PET-CT zum weiteren Staging. Nur die beiden Hauttumore zeigen sich als stoffwechselaktiv. Bei der erneuten urologischen Vorstellung wurde gemeinsam mit der plastischen Chirurgie und der Dermatologie die Indikation zur Exzision beider Befunde gestellt. Im Januar 2020 erfolgte die skrotale und capitale Exzision. Histologisch ergab sich skrotal ein M. Bowen, R0 Resektion; capital ein adenoidzystisches Karzinom, R0. Die Skrotalwunde wurde schrittweise verkleinert und mit Spalthaut gedeckt.

Schlussfolgerung: Der M. Bowen ist als CIS des Plattenepithelkarzinoms ätiologisch meist auf UV-Strahlung, Arsenexposition oder HPV zurückzuführen. Klassische Lokalisationen sind das Gesicht und die Hände; genitale Lokalisationen Vulva, Glans Penis und Anus. Bei chronischen, therapieresistenten Wunden sollten differentialdiagnostisch auch an den M. Bowen gedacht werden. Therapeutische Optionen sind die Exzision, Kürettage oder Kryotherapie. In unserem Fall kommt die anatomische Besonderheit der Skrotalhernie hinzu, die die operative Therapie erschwerte. Die gute interdisziplinäre Zusammenarbeit brachte die adäquate Therapie.