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61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

09.06. - 11.06.2021, digital

Therapierefraktäre arterielle Hypertension – Kuration durch Chirurgie

Meeting Abstract

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  • C. Engels - Städtisches Klinikum Karlsruhe Urologische Klinik
  • M. Hausberg - Städtisches Klinikum Karlsruhe, Medizinische Klinik
  • D. Teber - Städtisches Klinikum Karlsruhe Urologische Klinik
  • P. Bader - Städtisches Klinikum Karlsruhe Urologische Klinik

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. sine loco [digital], 09.-11.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21swdgu50

doi: 10.3205/21swdgu50, urn:nbn:de:0183-21swdgu509

Veröffentlicht: 8. Juni 2021

© 2021 Engels et al.
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Gliederung

Text

Eine 27-jährige Patientin mit bekannter arterieller Hypertonie wurde zur Reevaluation ihrer Mehrfach-Medikation in die nephrologischen Abteilung der Klinik für Innere Medizin zugewiesen. Die intensivierte Diagnostik zum Ausschluss sekundärer Formen des Bluthochdruckes erbrachte sonographisch eine 2cm durchmessende Nierenraumforderung links. Die erhöhten Reninwerte in der Labordiagnostik führten nach Bestimmung des Renin-Aldosteron-Quotienten zum Nachweis eines sekundären Hyperaldosteronismus.

In Zusammenschau aller Befunde wurde nach vier Jahren medikamentöser Therapie erstmals der Verdacht auf ein Reninom als behandelbare Ursache der arteriellen Hypertonie gestellt.

Diese sehr seltene hormonaktive Tumorform zählt zu den Ausprägungsformen des sekundären Hyperaldosteronismus und wurde 1967 erstmals beschrieben, bislang wurden nur ca. 50 Fällen weltweit publiziert.

Die weitere operative Therapie erfolgte in der Urologischen Klinik. Die zentrale Lage des kleinen Nierentumors machte eine offene Exploration durch lumbale Nierenfreilegung erforderlich, die Resektion erfolgte in sano. Nachdem bereits der intraoperative Schnellschnitt Malignität weitgehend ausgeschlossen hatte, bestätigte die abschließende pathologische Untersuchung den Nachweis eines Reninoms.

Dieser ausgesprochen seltene Befund wird auch als juxtaglomerulärer Zelltumor bezeichnet – in Analogie zur geschilderten Kasuistik sind zumeist Frauen in der zweiten bis dritten Lebensdekade betroffen. Hyperrenismus tritt darüber hinaus auch im Rahmen paraneoplastischer Syndrome bei kleinzelligen Bronchialkarzinomen oder auch Nephroblastomen auf.

Differentialdiagnostisch muss jedoch bei schwer einstellbarem Hypertonus im jungen Patientenalter auch an einen primären Hyperaldosteronismus (Connsyndrom), eine Nierenarterienstenose sowie an die seltene lakritzinduzierte Hypertonie gedacht werden.

Der weitere intra- und postoperative Verlauf gestaltete sich unauffällig bei einwöchigem stationären Aufenthalt mit nachweisbarer Normalisierung der Serumspiegel für Renin und Aldosteron unmittelbar postoperativ und bereits wenige Tage postoperativ messbarer Normotonie.

Bereits zwei Wochen nach der Entfernung des Reninoms konnten sämtliche Antihypertensiva abgesetzt werde. Auch die angestrebte Schwangerschaft trat kurze Zeit nach der Kuration von der arteriellen Hypertonie ein – mittlerweile befindet sich die Patientin in der 26. Schwangerschaftswoche einer bislang unkompliziert verlaufenden Gravidität mit errechnetem Entbindungszeitpunkt im Juni diesen Jahres.

Schlussfolgern lässt sich, dass ein therapierefraktärer arterieller Hypertonus ins Besondere bei jungen weiblichen Patienten die forcierte Abklärung im Hinblick auf einen reninproduzierenden Tumor zur Folge haben sollte. Hier stellt sich die Frage, ob eine abdominelle Schnittbildgebung einen festen Stellenwert in der diagnostischen Kaskade haben sollte.