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61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

09.06. - 11.06.2021, digital

Das Wachstums- und Metastasierungsverhalten Docetaxel-resistenter Prostatakarzinomzellen wird durch Artesunat signifikant gehemmt

Meeting Abstract

  • O. Vakhrusheva - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Klinik und Poliklinik für Urologie und Kinderurologie
  • H. Erb
  • V. Bräunig
  • L. Stein
  • L. Wüstefeld
  • K. Slade
  • Z. Culig
  • M. Puhr
  • M. Michaelis
  • J. Cinatl
  • T. Efferth
  • A. Haferkamp
  • E. Jüngel

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 61. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. sine loco [digital], 09.-11.06.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21swdgu32

doi: 10.3205/21swdgu32, urn:nbn:de:0183-21swdgu327

Veröffentlicht: 8. Juni 2021

© 2021 Vakhrusheva et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das Prostatakarzinom (PCa) ist der häufigste Tumor des Mannes mit einem altersassoziierten Risiko. Therapieresistenzen limitieren dabei die klinische Effektivität der Therapeutika beim fortgeschrittenen PCa. Neue Behandlungsoptionen sind daher dringend gefordert. Das aus der Traditionellen Chinesischen Medizin stammende Artesunat (ART) zeigte bereits bei verschiedenen Tumotentitäten eine vielversprechende antitumorale Aktivität. Die therapeutische Bedeutung von ART auf Docetaxel (DX)-resistenten PCa-Zellen wurde bisher nicht untersucht. In der vorliegenden Studie haben wir uns daher dieser Fragestellung angenommen.

Methoden: DX-resistente PCa-Zellen, LNCaP, PC3 und DU145, wurden für 24-72 Stunden mit ART [1-100 µM] behandelt. ART-unbehandelte und Therapie-sensitive (parentale) PCa-Zellen dienten als Kontrollen. Analysen des Tumorzellwachstums, der Proliferation und der Zellzyklusphasen wurden durchgeführt. Weiterhin wurde die Adhäsion an vaskuläres Endothel und extrazelluläre Matrixprotiene, die chemotaktische Aktivität sowie die migratorischen und invasiven Eigenschaften der PCa-Zellen untersucht. Die Oberflächenexpression relevanter Adhäsionsrezeptoren, den Integrinen, wurde gemessen und in Blockadestudien die funktionelle Relevanz der veränderten Integrine evaluiert.

Ergebnisse: Die ART-Gabe resultierte in einer zeit- und dosisabhängigen signifikanten Inhibition des Wachstums und der Proliferation in den parentalen und DX-resistenten PCa-Zellen im Vergleich zu den unbehandelten Kontrollen. Diese ging mit einem Zellzyklusarrest und entsprechenden Modulationen der zellzyklusregulierenden Proteine einher. Die ART-Behandlung zeigte keinen Einfluss auf die Tumorzelladhäsion, reduzierte jedoch signifikant die chemotaktische Aktivität, Migration und Invasion der PCa-Zellen. Damit einhergehend veränderte ART in den PCa-Zellen signifikant und zelltypspezifisch die Oberflächenexpresssion der Integrin-Subtypen, insbesondere der Integrine α5 und α6. Die Antikörper-vermittelte Blockade von Integrin α5 und α6 resultierte in einer signifikanten Inhibition des Wachstums aller PCa-Zelllinien. Zudem induzierte die Inhibition von Integrin α5 eine signifikante und zelltypspezifische Reduktion der chemotaktischen Aktivität.

Schlussfolgerungen: ART beeinflusst die Wachstums- und Metastasierungs-eigenschaften von parentalen und DX-resistenten PCa-Zellen insbesondere durch die Modulation zellzyklusregulierender Proteine und die Reduktion der Integrin-Subtypen α5 und α6. Aufgrund unserer Daten postulieren wir, dass ART als Additivum in einer komplementären Therapie für Patienten mit fortgeschrittenem bzw. Therapie-resistenten PCa wirkungsvoll sein könnte. Weiterführende (in vivo) Untersuchungen sind notwendig um dies zu verifizieren.