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60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

22.05. - 25.05.2019, Stuttgart

Einfluss der perioperativen Transfusion auf das funktionelle und onkologische Ergebnis nach Nierentumorexzision oder Nephrektomie bei Nierenzellkarzinomen

Meeting Abstract

  • J. Mühlbauer - Universitätsklinikum Mannheim, Urologie, Mannheim, Deutschland
  • J. de Gilde - Universitätsklinikum Mannheim, Urologie, Mannheim, Deutschland
  • M. Müller-Steinhardt - Universitätsmedizin Mannheim, Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie, Mannheim, Deutschland
  • S. Porubsky - Universitätsklinikum Mannheim, Pathologie, Mannheim, Deutschland
  • P. Nuhn - Universitätsklinikum Mannheim, Urologie, Mannheim, Deutschland
  • H. Klüter - Universitätsmedizin Mannheim, Institut für Transfusionsmedizin und Immunologie, Mannheim, Deutschland
  • N. Wagener - Universitätsklinikum Mannheim, Urologie, Mannheim, Deutschland
  • M. C. Kriegmair - Universitätsklinikum Mannheim, Urologie, Mannheim, Deutschland

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Stuttgart, 22.-25.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV10.04

doi: 10.3205/19swdgu085, urn:nbn:de:0183-19swdgu0855

Veröffentlicht: 10. Mai 2019

© 2019 Mühlbauer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Rate der perioperativen Bluttransfusionen (PBT) bei Patienten, die eine partielle (PN) oder radikale Nephrektomie (RN) für die operative Entfernung eines Nierenzellkarzinoms (RCC) erhalten, wird mit bis zu über 10% angegeben. Ziel dieser Analyse war es, die Auswirkungen von PBT auf das funktionelle und onkologische Outcome der PN und RN zu untersuchen.

Material & Methoden: Konsekutive Patienten mit RCC, die zwischen Januar 2005 und Dezember 2015 in der Urologie des Universitätsklinikums Mannheim einer PN oder RN unterzogen wurden und eine Nachbeobachtungszeit von mindestens 6 Monaten hatten, wurden in die Analysen eingeschlossen. Die Daten wurden retrospektiv erhoben und umfassten patienten- und tumorspezifische sowie operative und transfusionsbezogene Parameter. Eine PBT wurde definiert als die Transfusion von Leukozyten-depletierten Erythrozytenkonzentraten (EK) innerhalb von sieben Tagen vor der Operation bis 30 Tage nach der Operation. Endpunkte zur Analyse des onkologischen Outcomes waren das progressionsfreie (PFS), das Gesamt- (OS) und das tumorspezifische Überleben (CSS). Der Endpunkt zur Analyse des funktionellen Outcomes war die Verschlechterung der Nierenfunktion gemäß CKD-Stadien. Die Überlebensanalyse wurde durch Kaplan-Meier-Analysen und multivariate Cox-Regression durchgeführt. Die Analysen erfolgten dabei für das Gesamtkollektiv und zusätzlich für lokalisierte (M0) und primär metastasierte (M1) Patienten.

Ergebnisse: Die Gesamtkohorte umfasste 851 Patienten, von denen 93 (10,9%) eine PBT erhielten. Das mediane Follow-Up betrug 46 Monate. Im Falle einer PBT wurden im Median 2 EK transfundiert (Range 1–55). Ein ECOG-Performance-Status ≥1, ein lokal fortgeschrittener Tumor (T 3-4), eine Anämie nach den WHO-Kriterien und eine eingeschränkte Nierenfunktion (CKD≥3) waren dabei unabhängige Prädiktoren, eine PBT zu erhalten. In der multivariaten Analyse war eine PBT im Gesamtkollektiv ein unabhängiger Prognosefaktor für das OS (HR 2,15, 95%-KI 1,34–3,38, p=0,002) und die Verschlechterung der Nierenfunktion (HR 2,23, 95%-KI 1,26–3,70, p=0,007), jedoch nicht für das CSS (HR 0,98, 95%-KI 0,58–3,50, p=0,967). Ähnliche Ergebnisse zeigten sich in der Subgruppenanalyse der M0-Patienten. Innerhalb des M1-Kollektivs konnte kein signifikanter Einfluss der PBT auf das onkologische oder funktionelle Outcome gefunden werden.

Fazit: In unserer Analyse war eine PBT im Gesamtkollektiv und für nicht primär metastasierte Patienten ein Prädiktor für das OS, jedoch nicht für das CSS nach PN bzw. RN. Patienten mit präoperativ eingeschränkter Nierenfunktion erhielten eher eine PBT und eine PBT wiederum war ein unabhängiger Prädiktor für die langfristige Verschlechterung der Nierenfunktion. Ob zwischen einer PBT und dem OS ein kausaler Zusammenhang besteht oder ob sich hier die schlechtere klinische Ausgangssituation der Patienten, die eine PBT benötigen, abbildet, muss in prospektiven Untersuchungen geklärt werden.