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Das Ovarialkarzinom – eine urogynäkologische Herausforderung
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Veröffentlicht: | 10. Mai 2019 |
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Das Ovarialkarzinom ist mit 4,8% der fünfthäufigste Tumor der Frau in Deutschland und nach dem Endometriumkarzinom das zweithäufigste gynäkologische Malignom. Aufgrund fehlender Symptome werden etwa 70% erst in fortgeschrittenen Stadien (FIGO IIB-IV) diagnostiziert. Damit einhergehend ist eine geringe 5-Jahres-Überlebensrate bei Diagnosestellung (ca. 20–30%). Aufgrund der geringen Invasivität breitet sich das Ovarialkarzinom zunächst in der Peritonealhöhle aus, erst mit fortschreitender Erkrankung kommt es zu einer lymphogenen Metastasierung. Eine hämatogene Aussaat mit Fernmetastasen bleibt die Ausnahme. Therapeutisch entscheidend ist ein radikalchirurgisches Vorgehen in Kombination mit einer adjuvanten taxanbasierten Chemotherapie. Beim Spätrezidiv kann eine erneute radikale Operation die Überlebenszeit nachweislich verlängern.
Im November 2015 stellte sich eine 72-jährige Patientin zur endoskopischen Abklärung des linken Harntrakts unter laufender adjuvanter Chemotherapie bei uns vor. Wenige Monate zuvor war bei ihr im Rahmen eines radikalchirurgischen Eingriffes bei einem Ovarialkarzinoms im Stadium FIGO IIIC (makroskopisch R0-Resektion) eine intraoperative Harnleiterverletzung links mittels Ureternaht versorgt worden.
Die primäre Ureterorenoskopie gelang aufgrund einer ausgeprägten Harnleiterstriktur nur partiell. Nach passagerer Doppel-J-Versorgung und erfolgreicher Re-Endoskopie erfolgte ein Stent-Auslassversuch. Bei der Wiedervorstellung berichtete die Patientin über ein neu diagnostiziertes zystisches Areal im Bereich der linken Niere. CT-morphologisch kam ein ca. 6x8 cm großer Tumor im unteren Nierendrittel zur Darstellung. Nach entsprechender Vorbereitung führten wir eine Nierenteilresektion mit Hemikolektomie links und Adhäsiolyse bei ausgeprägten Verwachsungen durch.
Histologisch ergab sich ein peritoneales Rezidiv des bekannten Ovarialkarzinoms (erneute R0-Resektion). Postoperativ kam es zu einem ausgeprägten Urinom, das drainiert wurde. Aktuell befindet sich die Patientin im guten Allgemeinzustand und ist tumorfrei.
Auch bei fachspezifischer Fokussierung sind auffällige Befunde, insbesondere beim Vorliegen von nichturologischen Tumorentitäten mit infauster Prognose und fehlenden bzw. ungenügenden Nachsorgeinstrumenten, stets abzuklären und gegebenenfalls einer entsprechenden Therapie zuzuführen.