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„Minimal invasiv – maximal gefährlich“ 2.0
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Veröffentlicht: | 10. Mai 2019 |
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Der besondere Fall: Die Implantation alloplastischer Materialien ist seit Jahren in der Urogynäkologie etabliert.
Neben belegter Effektivität bei korrekt durchgeführter Prozedur wird regelhaft über die zum Teil haarsträubenden Komplikationen in der Literatur berichtet („minimal invasiv-maximal gefährlich“, 2008).
Hierbei beeindrucken nicht selten langjährige Odyseen der Patientinnen aufgrund unzureichender oder fehlerhaft durchgeführter Diagnostik.
Im vorliegenden Fall berichten wir über eine 63-jährige Patientin, die sich zunächst vor 4 Jahren einer TVT-O Prozedur unterzog. Nach mehreren Wochen einer suprabubischen Harnableitung und „Restharnmengen“ von 450 ml kam die Miktion nach mehrfacher „Urethrabougierung“ erneut in Gang mit schließlich Restharnmengen von 150-200 ml.
Drangbeschwerden mit nächtlichen Inkontinenzepisoden führten vor 1,5 Jahren unter der Diagnose der „senkungsbedingten Miktionsstörung“ zur ambulant transvaginal durchgeführten minimal invasiven uteruserhaltenden Implantation weiterer alloplastischer Materialien (TFS).
Die Patientin klagte zunächst über eine zweimalige Makrohämaturie im Verlauf der ersten Woche. Bei fehlendem Infektnachweis wurde ein abwartendes Procedere empfohlen.
Die Miktion wurde als „erschwert“ beschrieben, die Kontinenz war bei „ziehenden Unterbauchschmerzen bei körperlicher Belastung“ zufriedenstellend.
Sonographisch bestand ein Restharn von ca. 150 ml.
Bei mittlerweile anhaltenden Beschwerden die zur Aufgabe sportlicher und sexueller Aktivitäten führten, ergab nach „unauffälliger Sonographie“ ein CT-Abdomen einen regelhaften Befund bei „unauffälligen, kleineren Verkalkungen des Blasenhalses“.
Da unter konservativer Schmerztherapie keine deutliche Besserung eintrat erfolgte eine MRT. Auch hier kein wegweisender Befund.
Eine Zystoskopie verlief ebenfalls ohne pathologischen Befund.
Die vaginale Inspektion beim initialen Operateur zeigte eine „sehr gute Scheidenfixation ohne Pathologie. Perfektes Ergebnis“. Es wurden Entspannungsübungen und „ggf Paarberatung“ empfohlen.
Bei der Zweitmeinungsvorstellung erfolgte eine „pelvic floor Sonographie“.
Hierbei konnte die intraurethrale Fehllage mit massiver Steinbildung sowie die vaginale Arrosion des alloplastischen Materials dokumentiert werden.
Nach endoskopischer Urethrasanierung (Leserdesintegration des Steines; Resektion des alloplastischen Materials im urotheliealen Niveau) ist die Patientin aktuell beschwerdefrei.
Die Arrosion vaginal wird bei noch ausstehender Einwilligung in die Resektion der Läsion durch lokale Östrogenisierung therapiert.
Resumee: Die Verwendung alloplastischer Materialien ist ein anspruchsvolles therapeutisches Vorgehen. Die prä- und postoperative Befunderhebung durch die pelvic floor Sonographie ist unverzichtbar und anderen bildgebenden Verfahren bei weitem überlegen.
Sie ist ein verpflichtendes Element in der Diagnostik postinterventioneller Beschwerden.