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60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

22.05. - 25.05.2019, Stuttgart

Priapismus unter Flotrin – eine seltene Komplikation

Meeting Abstract

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  • C. Sandu - Kreiskliniken Reutlingen GmbH, Urologie, Reutlingen, Deutschland
  • H. Schwaibold - Kreiskliniken Reutlingen GmbH, Urologie, Reutlingen, Deutschland

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Stuttgart, 22.-25.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV8.08

doi: 10.3205/19swdgu069, urn:nbn:de:0183-19swdgu0692

Veröffentlicht: 10. Mai 2019

© 2019 Sandu et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Priapismus ist definiert als eine länger als zwei Stunden dauernde schmerzhafte Erektion, die nicht auf sexuelle Erregung zurückzuführen ist. Ursachen sind unter anderem intrakorporale Schwellkörperinjektionstherapie, neurologische und hämatologische Erkrankungen, aber auch zahlreiche Medikamente, wie Antihypertonika, antidepressiva und die Einnahme von Drogen. Priapismus als Folge einer alpha-blocker Therapie bei Benigner Prostatahyperplasie ist ein extrem seltenes Phänomen. Wir berichten über einen Fall eines Priapismus unter Flotrin-Einnahme und präsentieren eine Literaturübersicht.

Material und Methode: Ein 61-jähriger Mann präsentiert sich über unsere Zentrale Notaufnahme aufgrund einer seit 6 Stunden anhaltenden, schmerzhaften Erektion ohne sexuelle Erregung. Anamnestisch wurde er vor kurzem von Tamsulosin auf Terazosin zur Behandlung seiner obstruktiven Prostatahyperplasie wegen Tamsulosin Unverträglichkeit umgestellt. Lokale Kühlung und Schmerzmitteleinnahme brachten keine Linderung der Beschwerden. Klinisch imponierte eine rigide, schmerzhafte Erektion mit livider Verfärbung des Penis. Die abdominelle und neurologische Untersuchung ergaben keine Auffälligkeiten. Miktion war unbeeinträchtigt. Wir führten erfolgsreich eine Schwellkörperaspiration in Lokalanästhesie unter Sedierung mit Diazepam durch. Die Blutgasanalyse des Punktatblutes ergab einen low-flow-Priapismus. Im weiteren Verlauf trat keine erneute Priapismusepisode auf. Der Patient stellte sich zur regelmäßigen Follow-up Untersuchungen vor, mit zufriedenstellenden Ergebnissen.

Eine pubmed-Literaturrecherche mit den Suchwörtern Priapismus, Alphablocker und Terazosin wurde durchgeführt und ergab 21 Literaturzitate.

Ergebnis: Priapismus unter Terazosin Einnahme ist eine extrem seltene Komplikation. Die FDA kalkuliert die Häufigkeit als weniger als ein Patient unter mehreren Tausend. In der Literatur finden sich bisher lediglich ein Priapismusfall bei gesunden Männern, die mit Terazosin wegen LUTS behandelt wurden. Alle anderen Fälle beziehen sich entweder auf eine Therapie mit anderen alpha-Blockern bzw einem Patienten der zusätzlich unter einer Rückenmarksläsion litt. Die Therapie unterscheidet sich nicht von den allgemeinen Standards der Priapismus-Behandlung.

Schlussfolgerung: Priapismus ist eine extrem seltene Nebenwirkung der Einnahme von Terazosin, auf die allerdings im Beipackzettel des Medikaments hingewiesen wird. Terazosin wird bisher eher selten zur Therapie des Benignen Prostatasyndroms eingesetzt. Allerdings könnte sich diese Praxis ändern, da Tamsulosin aufgrund der opthalmologischen Nebenwirkungen (Floppy Iris Syndrom) zunehmend in die Kritik gerät.