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Der urethrale Tumor – Spätkomplikation einer Urethroplastik?
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Veröffentlicht: | 10. Mai 2019 |
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Das primäre Urethrakarzinom ist selten (<1% der Karzinome des Harntrakts) und tritt meist bei Männern und Afroamerikanern auf. Prädisponierende Faktoren sind Harnröhrenstrikturen, chronische Urethritiden, stattgehabte Bestrahlungen und chronische Reizung bei intermittierendem Einmalkatheterismus. In der Literatur ist für das Urethrakarzinom der Frau zudem ein Zusammenhang mit urethralen Divertikeln und rezidivierenden Harnwegsinfeken beschrieben. Es besteht eine genetische Prädisposition. Neben dem Urothel- (54–65%) sind auch Plattenepithel- (16–22%) und Adenokarzinome (10–16%) von Bedeutung. Klinisch besteht eine obstruktive bzw. irritative Miktionssymptomatik sowie häufig eine Hämaturie. Diagnostisch ist eine MRT zielführend. Laut EAU-Guideline ist eine Kombination aus Radiochemotherapie und radikalchirurgischem Vorgehen indiziert. Eine BCG-Instillationstherapie ist alternativ möglich.
Im Juni 2018 stellte sich ein 69-jähriger Patient mit skrotalen Beschwerden bei uns vor. 2009 war eine Harnröhrenplastik mit Mundschleimhaut erfolgt. Bei klinischem Bild eines Skrotalabszesses zeigte sich intraoperativ ein retrourethraler Abszess mit präsphinktärer Harnröhrenläsion. Nach mehreren Debridements und VAC-Verbänden wurde ein sekundärer Wundverschluss möglich. Histologisch wurde Malignität ausgeschlossen. Vier Monate später stellte der Patient sich mit einer Wundheilungsstörung erneut bei uns vor. MRT-morphologisch fand sich eine Abszessformation mit entzündlicher Umgebungsreaktion. Erneut führten wir eine Befundexzision mit sukzessiver Wundkonditionierung durch. Histologisch wurde jedoch diesmal ein Plattenepithelkarzinom beschrieben. Trotz großflächiger Resektion bis in den Beckenboden war eine Tumorfreiheit nicht zu erreichen. Die Umfelddiagnostik schloss eine Metastasierung aus. Zwecks Festlegung des weiteren Procedere erfolgte die Vorstellung im NCT in Heidelberg. Hier wurde die Empfehlung zur platinhaltigen Chemotherapie getroffen.
Aufgrund der schlechten Prognose des Urethakarzinoms ist eine frühe Diagnosestellung für den weiteren Krankheitsverlauf essentiell. Bei einer entsprechenden Symptomatik sollte es daher differentialdiagnostisch berücksichtigt werden.