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60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

22.05. - 25.05.2019, Stuttgart

Entwicklung eines plattenepithelial-differenzierten Harnblasenkarzinoms bei unbehandelten Condylomen der Harnblase

Meeting Abstract

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  • J. Heinzmann - Main Kinzig Kliniken Gelnhausen, Urologie, Gelnhausen, Deutschland
  • A. Schneider - Main Kinzig Kliniken Gelnhausen, Urologie, Gelnhausen, Deutschland
  • M.-O. Riener - MVZ OptiPath für Pathologie Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Deutschland

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 60. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Stuttgart, 22.-25.05.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. DocV1.02

doi: 10.3205/19swdgu002, urn:nbn:de:0183-19swdgu0021

Veröffentlicht: 10. Mai 2019

© 2019 Heinzmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das Auftreten intravesikaler Condyolmata acuminata wird sporadisch in der Literatur beschrieben und gilt gemeinhin als benigne epitheliale Veränderung. So empfehlen sich konservative (5FU-, Mitomycin- oder BCG-Instillation) und resezierende (TUR-Blase) Verfahren als Therapie.

In nur sehr wenigen Fällen wurden invasive Karzinome, als Folge eines Condylombefalls der Harnblase beschrieben.

Fall: Wir präsentieren den Fall eines 68-jährigen Patienten, der nach mehrjähriger Anamnese intravesikaler Condylome ein muskelinvasives plattenepithelial-differenziertes Urothelkarzinom der Harnblase entwickelte. Nach mehrfacher TUR intravesikaler Condylome, ausgebliebener Instillationstherapie sowie vergessener Nachsorge über Jahre wurde der Patient in unserer Klinik vorstellig. Nach Diagnosestellung einer Ichthyosis vesicae, welche die nahezu gesamte Blasenschleimhaut betraf, führten wir, aufgrund des präkanzerösen Potentials die zeitnahe Nachresektion. Hier fand sich eine progrediente Ausdehnung des Befundes und die gewonnene Histologie beschrieb nun ein mäßig, teils plattenepithelial differenziertes, invasives Urothelkarzinom pT1, G2 (low-grade), welches sich bis zur erneuten Resektion wenige Wochen später zu einem muskelinvasiven Urothelkarziom min. pT2, G3 high-grade entwickelte.

Die Entwicklung vom intravesikalen Condylom zum muskelinvasiven Plattenepithelkarzinom der Harnblase vollzog sich schlussendlich binnen nur 3 Monaten. Es erfolgte die radikale Zystektomie mit histologischer Beschreibung eines weiteren Tumorprogress, im Sinne eines pT3b, pN0 (0/15), L0, V0, R0 /high-grade Plattenepithelkarzinoms.

Zusammenfassung: Humane Papillom Viren (HPV) zählen zu den am häufigsten sexuell übertragenen Erregern. Die karzinogene Potenz vor allem der HPV high-risk Genotypen 16 & 18 ist bekannt und v. a. mit Karzinomen des Genitales assoziiert. Intravesikaler Nachweis von HPV Subtypen ist selten und oft mit chronischen Zystitiden assoziiert. Die Manifestation intravesikaler Condylome ist sehr selten, sie werden in aller Regel als benigne Läsionen eingestuft und entsprechend zurückhaltend behandelt. Berichte über Karzinomentstehung der Harnblase sind Einzelfällen vorbehalten.

Plattenepithekarzinome als Subtypen urothelialer Karzinome der Harnblase entwickeln sich meist aufgrund langanhaltender Irritation (Schistosomiasis, Eigenkatheterismus, Radiotherapie…). Möglicherweise ist eine chronische Entzündungsreaktion aufgrund langjähriger HPV-Besiedelung ursächlich für die Karzinogenese intravesikaler Condylome.

Unser Fall mit Entwicklung eines muskelinvasiven plattenepithelial differenzierten Karzinoms binnen weniger Monate zeigt die aggressive Potenz dieser Krankheit.

Schlussfolgerung: Die Diagnosestellung intravesikaler Condylome bedarf einer engmaschigen fachurologischen Nachsorge einschließlich nachfolgender bioptischer Befundkontrollen sowie einer stadienadaptierten, im Zweifel radikalen Therapie bei nicht zu unterschätzender kanzerogener Potenz.