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59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

06.06. - 09.06.2018, Offenburg

Fallbericht: Kleiner Tumor, große Wirkung?

Meeting Abstract

  • Madeleine Arndt - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar
  • Julia Heinzelbecker
  • Martin Janssen
  • Kerstin Junker
  • Michael Stöckle
  • Stefan Siemer

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition. Offenburg, 06.-09.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18swdgu083

doi: 10.3205/18swdgu083, urn:nbn:de:0183-18swdgu0830

Veröffentlicht: 5. Juni 2018

© 2018 Arndt et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das Nierenzellkarzinom (NZK) gehört zu den Tumoren mit der höchsten Mortalität im Urogenitalbereich. 47% der Patienten entwickeln Metastasen. Bei metastasiertem NZK sinkt die 5 Jahres-Überlebensrate auf < 10%. Das Risiko bei einer Tumorgröße zwischen 4-7 cm innerhalb drei Jahren Metastasen zu entwickeln beträgt ca. 2%. Tumore zwischen 7 und 10 cm haben ein 20%iges Risiko und Tumore über 10 cm ein 47%iges Risiko, Metastasen zu entwickeln. Abhängig von der Größe und Ausdehnung des Befundes sowie des Allgemeinzustandes des Patienten erfolgt das therapeutische Vorgehen.

Material und Methoden: Eine 80-Jährige Patientin in gutem Allgemeinzustand stellte sich 2018 mit CT-graphischem Zufallsbefund eines 3 cm großen Nierentumors, verdächtig auf ein Nierenzellkarzinom, vor. Zudem zeigten sich mehrere ca. 2 cm große Lymphknotenpakete paraaortal links in Höhe des Nierenhilus. Es erfolgte eine offene Nierenteilresektion und bei intraoperativ ausgedehnt imponierenden Lymphknotenmetastasen mit Ummauerung der Nierengefäße die Lymphadenektomie. Weitere Metastasen wurden im Staging-CT ausgeschlossen.

Ergebnis: Bei kleinen Tumoren (< 4 cm) und hohem operativen Risiko besteht prinzipiell die Möglichkeit einer Aktiven Überwachung, einer Kryo- oder Radiofrequenzablation. Als kurativer Ansatz gilt die operative Resektion bei lokal begrenztem NZK mit Anstreben einer Organerhaltung. Das Metastasierungsrisiko steigt ab einer Größe von 4 cm. Bei einer Tumorgröße < 4 cm liegt das Metastasierungsrisiko unter 2% und steigt erst bei einer Größe zwischen 4 und 7 cm auf 20%. Dieser Fall zeigt, dass nicht nur die Größe entscheidend für die weitere Therapieoption ist, vor allem, wenn es um die Therapieoption der Aktiven Überwachung geht.

Ausblick: Bei kleinem Primärtumor können bereits ausgedehnte Metastasen vorliegen. Dies zeigt die Bedeutung der Einschätzungsmöglichkeiten über die Metastasierungsvorhersage vor dem Therapieentscheid. Vor allem bei kleinen Tumoren kann es entscheidend sein, durch Biopsie und Analysieren von molekularen Biomarkern unabhängig von der Tumorgröße das Metastasierungsrisiko des Primärtumors vorherzusagen, um die bestmögliche Therapieoption zu wählen.