gms | German Medical Science

59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

06.06. - 09.06.2018, Offenburg

Die Tumor-okkupierte Hufeisenniere: Langzeitverlauf mit individualisiertem, multimodalem Therapiekonzept

Meeting Abstract

  • Katerina Panikarova - Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Urologie
  • Johannes Linxweiler
  • Peter Fries
  • Stefan Siemer
  • Michael Stöckle
  • Matthias Saar

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition. Offenburg, 06.-09.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18swdgu082

doi: 10.3205/18swdgu082, urn:nbn:de:0183-18swdgu0823

Veröffentlicht: 5. Juni 2018

© 2018 Panikarova et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Herr G.W., 60-jähriger Patient wurde im Frühjahr 2014 bei einer linksseitigen Nierenkolik mit einer DJ-Harnleiterschiene versorgt. In einem Nativ-CT wurde erstmalig eine Hufeisenniere mit einem Nierenbeckenstein diagnostiziert. Im Verlauf entwickelte der Patient rechtseitige Becken- und Beinvenenthrombosen. Zur Abklärung wurde ein Kontrastmittel-CT veranlasst, in dem ein riesiger Isthmustumor mit Gefäßinvasion und Verschluss der V.cava inferior und der V. Illiaca rechts festgestellt wurde. Im April 2014 folgte eine komplexe, siebenstündige, interdisziplinäre Operation. Zunächst wurde die untere Hohlvene mit einem Cava-Schirm versorgt. Nach einer medianen Laparotomie und Durchtrennung des Colon sigmoideums, dessen Meso quer über den Isthmus der Hufeisenniere verlief, folgte eine Resektion des tumortragenden Isthmus sowie des befallenen rechten Nierenanteils, sodass eine organerhaltende Tumorextirpation gelang. Hiernach folgte eine Thrombektomie über eine Cavatomie. Eine R0-Situation konnte operativ nicht erreicht werden. Das histologische Ergebnis erbrachte ein klarzelliges Nierenzellkarzinom (pT3b, pNx, L0, V1, R2) G2. Bis zu diesem Punkt war der Fall auf dem SWDGU-Kongress 2015 vorgestellt worden. Nach einem komplikationslosen postoperativen Verlauf erfolgte im September 2015 ein Re-Staging, in dem eine Lymphknotenmetastase retroperitoneal, kaudal der Aortenbifurkation und eine kontrollbedürftige, kontrastmittelaffine Läsion kranial der nun neu abgrenzbaren Serome in der ehemaligen Cava-Loge festgestellt wurden. Es ergab sich kein Anhalt für ossäre oder viszerale Metastasen. Im Rahmen einer Studie erhielt Herr W. eine Therapie mit Nivolumab (insgesamt 14 Zyklen), worunter sich ein „stable disease“ zeigte. Im April 2017 wurde jedoch eine neu aufgetretene, dringend tumorsuspekte Lymphknotenvergrößerung im Bereich der resezierten V. cava inferior gesehen. Die Therapie mit Nivolumab wurde beendet und es erfolgte eine modifizierte retroperitoneale Lymphadenektomie mit Resektion der V.cava und des Cava-nahen linken Nierenvenenanteils. Im Dezember 2017 wurde erneut der Verdacht auf ein Lokalrezidiv einer Weichteil- oder Lymphknotenmetastase retroperitoneal, interaortacaval angrenzend an das postoperative Hämatom im Oberbauch nach vormaliger Resektion einer Lymphknotenmetastase gestellt. Daraufhin erfolgte im Januar 2018 ein erneutes operatives Tumordebulking. Die histologische Untersuchung bestätigte den Verdacht auf eine Metastase des vorbekannten Tumors. Bei der OP sind mikroskopische Tumorreste in Bereich der Duodenalwand verblieben, ansonsten besteht aktuell Tumorfreiheit.

Zusammenfassend zeigte sich trotz limitierter Prognose im Langzeit-Follow-up von 3 Jahren und 8 Monaten eine gute Tumorkontrolle i.S. einer „Chronifizierung“ ohne viszerale oder ossäre Metastasen. Der Patient erfreut sich nach wie vor einer stabilen Nierenfunktion und einer guten Lebensqualität.