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59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

06.06. - 09.06.2018, Offenburg

Gestieltes Myom des Fundus Uteri in der Frühgravidität entpuppt sich als ein Inflammatorischer myofibroblastärer Tumor der Harnblase

Meeting Abstract

  • Kristopher Klein - SRH Kliniken Sigmaringen
  • Sonja Benz - SRH Kliniken Sigmaringen
  • Philipp Wetzel - Pathologie in Überlingen
  • Edgar Schelble - SRH Kliniken Sigmaringen
  • Zoltan Varga - SRH Kliniken Sigmaringen

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition. Offenburg, 06.-09.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18swdgu063

doi: 10.3205/18swdgu063, urn:nbn:de:0183-18swdgu0639

Veröffentlicht: 5. Juni 2018

© 2018 Klein et al.
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Gliederung

Text

Einführung: Inflammatorische myofibroblastische Tumoren (IMT) sind seltene Weichteiltumoren, die ubiquitär in allen Altersgruppen im Körper vorkommen können. Erstmalig wurde diese Tumorentität im Bereich der Harnblase 1980 durch J. Roth bei einer 32 jährigen Patientin beschrieben. Es sind mikroskopisch Spindelzelltumoren mit einem unterschiedlich stark ausgeprägten, überwiegend plasmazellulären Entzündungsinfiltrat sichtbar. Mittels Immunhistochemie lässt sich eine myofibroblastische Differenzierung zeigen. Prognostisch verhalten sich die Tumoren überwiegend benigne, jedoch ist bei Tumoren eine lokale Rezidivneigung zu finden. Maligne Verläufe sind insbesondere der Harnblase eine Rarität.

Fallbericht: Eine 20-jährige Patientin mit einem extern diagnostizierten Myom des Fundus uteri, die zwischenzeitlich schwanger (10+4 SSW) geworden ist, wurde zur operativen Therapie in der hiesigen Gynäkologie aufgenommen. Die klinische Untersuchung in der Frühschwangerschaft war unauffällig. Ebensu Urin und Laborbefunde bis auf CRP (18,9 mg/L) und Hb (11,2 g/dL). Sonografischer Aufnahmebefund zeigte eine intakte zeitgemäße Schwangerschaft und eine ca. 4,5 cm durchmessende Raumforderung am ehesten ein gestieltes Myom des Fundusbereiches. Nach Aufklärung über OP-Risiken einschließlich Abort willigte die Patientin wegen der Unterbauchbeschwerden in die Laparotomie ein. Der intraoperative Befund zeigte eine derbe solide Raumforderung (RF) ohne eindeutigen Bezug zum Uterus, vielmehr lag die RF extraperitoneal im Cavuum retzii mit Kontakt zum Harnblasendach/Hinterwand. Die RF wurde unter der Verdachtsdiagnose eines versprengten Myoms mittels Teilresektion der Harnblasenwand interdisziplinär reseziert. Der histopathologische Befund ergab ein inflammatorisches myofibroblastischen Tumor. Der postoperative Verlauf einschließlich der Schwangerschaft verlief komplikationslos.

Diskussion: Der Tumor ist wahrscheinlich häufiger, als die Zahl der publizierten Fälle vermuten lässt. Die histopathologische Diagnostik insbesondere wegen der Infiltration der Blasenmuskulatur kann zur Verwechslung mit einem maligne mesenchymalen Tumor führen. Bildgebende Verfahren sind unspezifisch und führen nicht zur Diagnose. Die Vollständige operative Entfernung ist die Therapie der Wahl, wenn auch in einigen Fallberichten über erfolgreiche konservative Therapieerfolge (Cortison, COX-2 Inhibitor). Bei fehlendem standardisierten Nachsorgeschema sollte eine regelmäßige sonografisch und zystoskopische Verlaufkontrolle bei einer lokalen Rezidivrate um 25 % erfolgen.

Schlussfolgerung: Sicherlich eine differentialdiagnostische Herausforderung. Insbesondere bei jüngeren Patienten mit soliden Raumforderung an der Harnblasenwand sollte diese Tumorentität als mögliche Ursache in der therapeutischen Entscheidung und bei der histologischen Aufarbeitung präsent sein, um eine Übertherapie (Zystektomie) zu vermeiden.