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59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

06.06. - 09.06.2018, Offenburg

Das Plasmazellmyelom der Harnblase: Eine seltene Differentialdiagnose intravesikaler Raumforderungen

Meeting Abstract

  • Robert Dotzauer - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
  • Maximilian Brandt
  • Joachim Beck
  • Axel Haferkamp
  • Christian Thomas

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition. Offenburg, 06.-09.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18swdgu060

doi: 10.3205/18swdgu060, urn:nbn:de:0183-18swdgu0600

Veröffentlicht: 5. Juni 2018

© 2018 Dotzauer et al.
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Gliederung

Text

Der häufigste maligne Tumor der Harnblase ist das Urothelkarzinom. Dem gegenüber stehen seltene Differentialdiagnosen, wie zum Beispiel das Plasmazellmyelom der Harnblase, welches eine extramedulläre Manifestation des multiplen Myeloms darstellt. Wir präsentieren einen besonderen Fall von einem Patienten mit einem lymphogen metastasierten und schlecht differenzierten Plasmazellmyelom der Harnblase.

In unserer Klinik wurde ein 68-jähriger Mann mit einer unklaren Raumforderung der Harnblase vorstellig. Als Vorerkrankung war bei dem Patienten ein Hodgkin-Lymphom bekannt, welches im dritten Jahr in unauffälliger Nachsorge war. Die Vorstellung erfolgte zur Festlegung der weiteren Therapie, nachdem extern eine transurethrale Resektion der Blase erfolgt war. Der histopathologische Befund zeigte initial das Bild eines organüberschreitenden schlecht differenzierten Tumors, am ehesten vereinbar mit einem Urothelkarzinom, sodass eine neoadjuvante Chemotherapie mit radikaler Cystoprostatektomie in Betracht gezogen wurde. Der endgültige pathologische Befund ergab jedoch ein schlecht differenziertes Plasmazellmyelom der Harnblase. Die Umfelddiagnostik mittels Computertomographie von Thorax und Abdomen zeigte ein lymphogen metastasiertes Tumorstadium mit fraglicher Infiltration des Sigmas. Nach Vorstellung des Falls im interdisziplinären Tumorboard wurde eine Induktionschemotherapie mit Bortezomib und Cyclophosphamid empfohlen und schließlich eingeleitet, worauf sich im Restaging eine Größenregredienz zeigte. Im weiteren Verlauf wurde eine autologe Knochenmarkstransplantation geplant.

Zu den seltenen Differentialdiagnosen des Urothelkarzinoms der Harnblase gehören verschiedenste Tumorentitäten, wie beispielsweise kleinzellige Karzinome, Phäochromozytome, Sarkome und Plasmazellmyelome. Obwohl in der Literatur weniger als zwanzig Fälle mit Organbeteiligung der Harnblase beschrieben sind, stellen sie aufgrund des therapeutischen Ansatzes eine relevante Differentialdiagnose zum Urothelkarzinom dar. Während für das Plasmazellmyelom mittels alleiniger Chemotherapie auch kurative Fälle beschrieben sind, unterscheidet sich dieser Ansatz deutlich vom dem eines muskel-invasiven Urothelkarzinoms. Eine post-chemotherapeutische Operation ist bei ausgedehntem Befund zum Erlangen einer maximalen Tumorkontrolle jedoch nicht auszuschließen. Daher müssen als Therapieoptionen neben einer möglichen radikalen Cystektomie auch eine Radiatio, Chemotherapie oder eine Kombination der drei Modalitäten in Betracht gezogen werden, um möglichst gute Heilungschancen zu erzielen.

Die extramedulläre Organmanifestation des Plasmazellmyeloms ist eine seltene aber wichtige Differentialdiagnose maligner Raumforderungen der Harnblase. Ein kurativer Therapieansatz ist durch eine multimodale Therapie bei gutem Ansprechen in einigen Fällen in der Literatur beschrieben.