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59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

06.06. - 09.06.2018, Offenburg

Stellenwert der Lernkurve bei der Software-basierten MRT/TRUS-fusionierten Prostatabiopsie

Meeting Abstract

  • Niklas Westhoff - Universitätsmedizin Mannheim (UMM)
  • Henning Haumann - Universitätsmedizin Mannheim (UMM)
  • Maximilian C. Kriegmair - Universitätsmedizin Mannheim (UMM)
  • Jost von Hardenberg - Universitätsmedizin Mannheim (UMM)
  • Manuel Ritter - Universitätsmedizin Mannheim (UMM)

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition. Offenburg, 06.-09.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18swdgu028

doi: 10.3205/18swdgu028, urn:nbn:de:0183-18swdgu0285

Veröffentlicht: 5. Juni 2018

© 2018 Westhoff et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Fragestellung: Die MRT/TRUS-fusionierte Prostatabiopsie verbessert die Detektion klinisch signifikanter Prostatakarzinome und die Selektion geeigneter Patienten für eine aktive Überwachung und fokale Therapien. Die zunehmenden Indikationen erfordern eine standardisierte Durchführbarkeit bei gleichzeitig hoher Präzision. Ergebnisse zwischen verschiedenen Zentren sind jedoch nicht konsistent, was durch die komplexere Biopsietechnik und hierfür notwendige Expertise begründet sein kann. Software-basierte Biopsiesysteme unterstützen den Urologen bei der Bildfusion und Biopsienavigation. In dieser Arbeit wurde untersucht, ob die gezielte Biopsie suspekter Läsionen mittels Software-basierter Fusionsbiopsie einer Lernkurve unterliegt und das Biopsieergebnis hierdurch beeinflusst wird.

Material und Methoden: 237 Patienten erhielten seit Einführung des Biopsiesystems Artemis (Eigen, USA) im November 2014 bis März 2016 eine kombinierte gezielte und systematische MRT/TRUS-fusionierte Biopsie. Alle Urologen führten nach einem Training am Phantom und durch einen Proktor die Fusionsbiopsie eigenständig durch. Mittels Partionstests wurde die optimale Biopsieerfahrung in Bezug auf die Detektionsraten gezielter Biopsien ermittelt. Die Relevanz der Biopsieerfahrung für einen Tumornachweis in der gezielten Biopsie wurde in einer bi- und multivariaten Regressionsanalyse im Vergleich zu folgenden weiteren Faktoren evaluiert: PSA-Wert, klinisches Staging, Prostatavolumen, positive oder negative Vorbiopsie, Ausbildungsstand (Oberarzt, Facharzt, Assistenzarzt), PI-RADS, größter Durchmesser der Index-Läsion und Anzahl entnommener Biopsien pro Läsion. Als zusätzlicher Parameter einer Lernkurve wurde die Dauer der Biopsie untersucht.

Ergebnisse: Bei einer Gesamtdetektionsrate aller Biopsien von 63,71% wurde durch die gezielte Biopsie in 124 von 319 (38,87%) suspekten Läsionen ein Tumor diagnostiziert. Insgesamt führten 22 verschiedene Urologen die Biopsien durch. Ab einer Anzahl von 9 Biopsien pro Urologe zeigte sich eine signifikant höhere Detektionsrate (45,6% ab 9 Biopsien vs. 29,9% bei 9 Biopsien; p=0,005). Dieser Erfahrungswert konnte in der bi- und multivariaten Analyse als signifikanter Faktor für einen Tumornachweis in der gezielten Biopsie bestätigt werden (p=0,005 bzw. p=0,001). Zudem zeigte sich eine Korrelation mit einem klinischen Stadium ≥ cT2 (p=0,038) und der urologischen Expertise (Ober- und Fachärzte: p=0,015). Mit zunehmender Anzahl an durchgeführten Eingriffen konnte die Biopsiedauer signifikant reduziert werden.

Zusammenfassung: Für die MRT/TRUSfusionierte Prostatabiopsie mit der Software-basierten Biopsieplattform ArtemisTM ist eine kurze Lernkurve erforderlich. Eine höhere Biopsie- und urologische Erfahrung korrelieren mit der Tumordetektion in der gezielten Biopsie und sollten für das Training unerfahrener Urologen genutzt werden.