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Das SDH-defiziente Nierenzellkarzinom: Beschreibung von klinischem Verlauf und Familienanamnese bei vererbter c.553G>T Mutation
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Veröffentlicht: | 5. Juni 2018 |
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Einleitung: Bei SDH-Defizienz handelt es sich um seltene Mutationen, die mit erhöhter Tumorneigung für Papilläre Nierenzellkarzinome (NZK), sowie Phäochromozytome, Paragangliome und GIST Tumore einhergehen. Seit 2016 wurde diese Entität an NZK als eigener Subtyp in die WHO-Klassifikation aufgenommen (0,05-0,2% aller NZK).
Fall: Bei Oberbauchschmerzen und Makrohämaturie stellte sich eine 33-jährige Pat. vor. Die Bildgebung zeigte einen 11cm messenden Tumor der linken Niere mit Cava-Infiltration; kein Anhalt auf Metastasen. Nach art. Embolisation führten wir eine rad. Nephrektomie und Teilresektion der V. cava durch. Intraoperativ ergab sich mittels Schnellschnitt der V.a. ein klarzelliges NZK. Postoperativ: pap. NZK Typ 2, pT3b, pN2, L0, V2, R1. Auch postoperativ kein Hinweis für weitere Metastasen. Nach zwei Monaten stellte sich die Pat. notfallmäßig mit akuter Dyspnoe vor. Es wurden eine Lungenembolie, suspekte mediastinale Lymphome, sowie eine Läsion in der Lunge diagnostiziert. Wir leiteten eine Systemtherapie mit Sorafenib ein und erreichten eine Regredienz. Es schloss sich eine zweizeitige operative Sanierung mit Oberlappenresektionen bds. und Lymphadenektomie thorakal an (vitale NZK-Metastasen). Nach weiteren 3 Monaten unter Sorafenib zeigte sich ein deutlicher Progress. Wir leiteten daraufhin die 2nd-Line mit Nivolumab ein. Nach 3 Monaten (7 Zyklen) mit guter Verträglichkeit, zeigte sich ein weiterer Progress, sowie eine neue Raumforderung der Adnexregion. In Anbetracht des jungen Alters der Patientin entschieden wir uns für eine maximale chirurgische Therapie und führten eine Ovarektomie mit RLA durch. 10 Tage nach der Entlassung kam es zum Exitus letalis bei intrazerebraler Massenblutung bei VD intracerebraler Metastase. Nach Evaluation durch die Referenzpathologie konnte erst nach dem Tod der Patientin die Diagnose des SDH-Defizienten NZK gestellt werden. Nach Molekulargenetischer Untersuchung zeigte sich die Vererbung des mutierten SDHB-Gens auf eines der beiden Zwillings-Kinder.
Ergebnisse: In interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der Humangenetik kamen wir zu diversen Handlungsempfehlungen im Sinne eines Früherkennungsprogramms: Jährlich Sammelurin-Untersuchung (Katecholamin-Metabolite) sowie Ultraschalluntersuchung. Ab dem 10. Lebensjahr ist alle 2 Jahre eine weiterführende Bildgebung empfohlen; alle 4 Jahre die Durchführung einer 123I-MIBG-Szintigraphie, ggf. zusätzliche Endoskopische Untersuchungen.
Schlussfolgerung: Bei bekanntem hochaggressivem Verlauf des SDH-defizienten NZK und angesichts der autosomal-dominanten Erblichkeit der Tumorneigung ist eine molekulardiagnostische Diagnostik bei den betroffenen Patienten bei Diagnosestellung zu empfehlen, mit der daraus ggf. abzuleitenden Option einer prädiktiven Risikozuordnung bei Nachkommen und Familienangehörigen. Für junge Erbträger ist die Etablierung eines Früherkennungsprogrammes sinnvoll, jedoch derzeit aufgrund der wenigen Fälle in der Literatur noch nicht evident.