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59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.

06.06. - 09.06.2018, Offenburg

Amygdalin beeinflusst das Migrationsverhalten von Prostatakarzinomzellen über Integrin α2, α6 und β1 Expressionsveränderungen

Meeting Abstract

  • Jochen Rutz - Klinik für Urologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main
  • Jens Neuschäfer
  • Eva Jüngel
  • Jasmina Makarevic
  • Frederik Roos
  • Wael Khoder
  • Jens Mani
  • Felix K.-H. Chun
  • Roman A. Blaheta

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 59. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V. - Urologie im Südwesten: Innovation aus Tradition. Offenburg, 06.-09.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18swdgu010

doi: 10.3205/18swdgu010, urn:nbn:de:0183-18swdgu0100

Veröffentlicht: 5. Juni 2018

© 2018 Rutz et al.
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Gliederung

Text

Einführung: Amygdalin ist ein natürlich vorkommendes cyanogenes Glycosid, das beispielsweise in Aprikosenkernen, Pfirsichkernen oder bitteren Mandeln stark angereichert vorliegt. Viele Tumorpatienten verwenden Amygdalin als alternatives/komplementäres Heilmittel, Gegner verweisen hingegen auf mögliche toxische Effekte durch gebildetes Cyanid. Über die Wirkmechansimen dieser Substanz ist wenig bekannt. Ziel dieser Studie war es zu ermitteln, inwieweit Amygdalin das Metastasierungsverhalten von Prostatakrebszellen zu beeinflussen vermag.

Material und Methoden: Die Prostatatumorzelllinien DU145 und PC3 werden über einen Zeitraum von 24 Stunden oder 2 Wochen mit Amygdalin (10 mg/ml) inkubiert. Unbehandelte Zellen dienten als Kontrollen. Ermittelt wurde anschließend das Adhäsionsverhalten gegenüber humanen Endothelzellen (HUVEC) sowie einer immobilisierte Kollagen-Matrix. Zur Überprüfung des invasiven Verhaltens wurden die Zellen nach Behandlung auf ein Zwei-Kammer-System überführt und die chemotaktische Aktivität gegenüber einem Serumgradienten oder die Migration durch mit Kollagen beschichteten Filtern evaluiert. Die Oberflächenexpression der Integrin α- und β-Rezeptoren wurde mittels Durchflusszytometer gemessen. Des Weiteren wurden die Integrinaktivität über die relevanten Proteine, ILK und FAK (total und phosphoryliert) mit der Western Blot-Methode dargestellt.

Ergebnisse: Bezüglich DU145-Zellen führte die Amygdalin-Behandlung zu einer signifikant reduzierten Anheftung an HUVEC und Kollagen (24h+2Wochen). Zudem wurde Chemotaxis (24h) und Migration (24h+2Wochen) signifikant supprimiert. Die PC3-Zelllinie hingegen erfuhr nach 24-stündiger Amygdalinbehandlung lediglich eine Hemmung der chemotaktischen Motilität. Nach 2-wöchiger Behandlung erhöhte sich sogar Adhäsion und Chemotaxis signifikant unter Amygdalin, verglichen zu den Kontrollen. Die Expression des Integrins α2 war unter Amygdalin in beiden Zelllinien erhöht, α6 reduzierte sich in DU145-Zellen, β1 wurde in PC3-Zelle aufreguliert. Integrin α2 knock-down korrelierte negativ mit dem Adhäsions- und Invasionsverhalten beider Tumorzellen. Knock-down von β1 blockierte spezifisch die Adhäsion und Chemotaxis der PC3-Zellen, knock-down von α6 hingegen verringerte moderat die Adhäsion und Chemotaxis von DU145-Zellen.

Schlussfolgerung: Die Behandlung von Prostatakrebszellen mit Amygdalin vermag Adhäsions- und Migrationsverhalten in Abhängigkeit vom Integrin-Expressionsprofil unterschiedlich zu beeinflussen. Die durch Amygdalin evozierte Aufregulation von Integrin α2 scheint primär für die reduzierte Adhäsion und Invasion von DU145-Zellen verantwortlich zu sein. Offensichtlich wird dieser Effekt auf PC3-Zellen durch die erhöhte Expression von Integrin β1 aufgehoben.