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Plastische Urethra Rekonstruktion mit Transplantation von in vitro hergestelltem Gewebe aus autogener Mundschleimhaut (MukoCell®): Erste Daten der Uniklinik Köln
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Veröffentlicht: | 5. Juni 2018 |
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Einleitung: Die Autotransplantation von Mundschleimhaut aus der Wange hat sich im Rahmen der plastischen Rekonstruktion von Urethrastrikturen mit Rezidivsfreiheitsraten von 80-85% etabliert. Die intraorale Morbidität liegt allerdings bei bis zu 14% je nach Länge des entnommenen Grafts. Ziel unserer retrospektiven monozentrischen Studie war es, die Durchführbarkeit der Graft-Urethroplastik mit Einsatz von in vitro kultiviertem (tissue-engineered) Mundschleimhaut-Transplantat zu prüfen.
Material und Methoden: Von Juni 2016 bis Januar 2018 erhielten 40 Patienten mit einer Urethrastriktur in unserer Institution eine Graft-Urethroplastik mit Verwendung von MukoCell®. Im Rahmen einer ambulanten Biopsie wurde eine kleine Mundschleimhautprobe von 0,5 cm² entnommen. Davon wurden Zellen isoliert und im externen Labor innerhalb von 3 Wochen durch das „Tissue-Engineering“ kultiviert mit resultierender Herstellung eines Mundschleimhaut-Transplantates (MukoCell®) mit ausschließlich patienteneigenen Zellen. Die MukoCell® von UroTiss Europe GmbH ist am Markt in Deutschland zugelassen. Das hergestellte Graft wurde nach 3 Wochen in Onlay-, Inlay- und kombinierter Technik verwendet. Nach Entfernung des transurethralen Katheters 3 Wochen postoperativ wurde eine retrograde Urethrographie durchgeführt. Die Patienten wurden Follow-Up (FU) Untersuchungen 8 Wochen postoperativ mit Uroflowmetrie und Restharnmessung sowie vor Abschluss der Studie unterzogen.
Ergebnisse: Von den 40 in die Studie eingeschlossenen Patienten mit medianem Alter: 61,6 Jahre (29-88) litten 8 (20%) an penilen, 10 (25%) an penobulbären, 20 (50%) an bulbären und 2 (5%) an membranösen Urethrastrikturen. Die Ursache der Strikturen war bei 3 (7,5%) Folge eines Beckentraumas, 18 (45%) waren iatrogen, 4 (10%) postradiogen, 1 (2,5%) Manifestation eines Pephigoids der Urethra, 14 (35%) unklar. Die mittlere Strikturlänge betrug 4,9 cm (Interquartilsabstand (IQA) 2-15). Anzahl der Voroperationen: 2,37x (IQA 0-7). 8 Wochen postoperativ wurde eine mediane Verbesserung des maximalen Harnstrahls (Qmax) von 14,71 ml/s (IQA 7,4-32,8) und eine mediane Restharnreduktion von 65 ml (IQA 0-160) registriert. Der Mediane FU betrug 12,3 Monate (IQA 19,3-2,6). 34 Patienten (85%) waren bis dato rezidivfrei, 6 (15%) erlitten ein Rezidiv. Postoperative Komplikationen traten bei 4 Patienten (10%) auf, bei 1 (2,5%) war aufgrund einer urethrokutanen Fistel eine Reintervention notwendig. Es wurden keine lokalen oder systemischen Nebenwirkungen aufgrund des technischen Materials registriert.
Schlussfolgerung: MukoCell® stellt anhand der von uns ermittelten Daten eine sichere und erfolgversprechende Alternative zur klassischen Mundschleimhaut-Urethroplastik dar. Ein längeres FU und größere Patientenzahlen sollten den Stellenwert dieses Verfahrens im Repertoire der rekonstruktiven Harnröhrenchirurgie bestätigen.