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Dokumentation und Planung von Informationssystemarchitekturen ‒ 3LGM2IHE

Meeting Abstract

  • Sebastian Stäubert - Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Universität Leipzig
  • Alexander Strübing - Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Universität Leipzig
  • Angela Merzweiler - Institut für Medizinische Informatik, Universitätsklinikum Heidelberg
  • Martin Bialke - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald
  • Robert Gött - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald
  • Knut Kaulke - Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V.
  • Björn Bergh - Institut für Medizinische Informatik und Statistik, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Universitätsklinikum Schleswig-Holstein
  • Alfred Winter - Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie, Universität Leipzig

SMITH Science Day 2022. Aachen, 23.-23.11.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP19

doi: 10.3205/22smith30, urn:nbn:de:0183-22smith305

Veröffentlicht: 31. Januar 2023

© 2023 Stäubert et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung und Zielstellung: Informationssysteme im Gesundheitswesen sind komplex. Sie unterstützen eine Vielzahl von Unternehmensaufgaben, verarbeiten umfangreiche Informationen und müssen unterschiedlichsten Anforderungen genügen, wie z.B. regulativen (u.a. Datenschutz), organisatorischen (u.a. Struktur der Gesundheitseinrichtung) oder technischen (z.B. Verfügbarkeit, IT-Sicherheit, Performance). Da einzelne Anwendungssysteme dies in der Regel nicht abdecken können, baut sich eine Informationssystemarchitektur daher aus einer Vielzahl von Anwendungssystemen auf. Diese besitzen Schnittstellen, halten ihre Informationen in Datenbanksystemen und werden in (redundanten) Rechenzentren betrieben. Das IT-Management des Gesundheitsunternehmens kümmert sich um die Weiterentwicklung und den Betrieb des Informationssystems. Dafür benötigt es sowohl einen Überblick als auch Detailwissen über das Informationssystem. Zeichnungen werden oft gemacht, um den Überblick herzustellen. Diese können aber mehrdeutig sein, z.B. wenn Prozesse mit technischen Komponenten gemischt, Kanten für Kommunikationsbeziehungen, aber auch für Workflow-Schritte benutzt oder Symbole verwendet werden, die unklar sind (z.B. eine Wolke). Es kann außerdem hilfreich sein, dass Informationssystem aus verschiedenen Perspektiven (z.B. wo überall HL7 Standards zum Einsatz kommen) oder nur in Teilbereichen (z.B. einer Abteilung oder eines Funktionsbereiches) zu betrachten, was mit Zeichnungen nur mit viel Aufwand zu realisieren ist. Mit Integrating the Healthcare Enterprise (IHE) stehen Integrationsprofile für die technische Umsetzung von Anwendungsfällen im Gesundheitswesen zur Verfügung. Sollen diese im Rahmen einer Planung das Informationssystem erweitern oder verändern, gibt es ebenfalls mehrere Möglichkeiten diese einzusetzen.

Mit der Verwendung von Modellen können diese Herausforderungen besser gemeistert werden, da Modelle einer wohldefinierten Methodik folgen. Das 3-Ebenen Metamodell (3LGM2) ist eine solche Methodik, welche im Rahmen des DFG Projektes 3LGM2IHE weiterentwickelt und in diesem Beitrag vorgestellt wird.

Methoden: 3LGM2 beschreibt eine Informationssystemarchitektur auf den 3 Ebenen: Fachliche Ebene, Logische Werkzeugebene und Physische Werkzeugebene [1]. Dabei werden auf der Fachlichen Ebene die Unternehmensaufgaben und Informationsobjekte (Objekttypen) abgebildet. Auf der Logischen Werkzeugebene sind die Anwendungssysteme, d.h. einsatzfähige, konfigurierte Softwareartefakte, mit ihren Schnittstellen und Datenbanken modelliert, die für die Unterstützung der Aufgaben zum Einsatz kommen. Schließlich beschreibt die Physische Werkzeugebene die Hardware inkl. Virtualisierungstechniken (z.B. virtuelle Maschinen, Container Technologien), die für den Betrieb der Anwendungssysteme erforderlich sind. Beziehungen zwischen den Elementen auf verschiedenen Ebenen können mittels Inter-Ebenen-Beziehungen modelliert werden.

Für die Integration von IHE wurden Semantik-Web Techniken (OWL, RDF) verwendet. Die IHE-Konzepte (z.B. Integrationsprofile, Akteure, Transaktionen) wurden aus den IHE Spezifikationen (Technical Frameworks: https://www.ihe.net/resources/technical_frameworks/) extrahiert und in eine IHE Ontologie überführt. Das Java-basierte 3LGM2 Tool, welches die 3-Ebenen Metamodelle implementiert, wurde so erweitert, dass die IHE Konzepte für die Modellierung verfügbar sind.

Ergebnisse: Das 3LGM2 Tool steht zum Download zur Verfügung (https://3lgm2.de/Downloads/3LGM2_Baukasten/). Es unterstützt die Erstellung Nachrichten-basierter Modelle (die Anwendungssysteme kommunizieren via Schnittstellen mittels Nachrichten) und Service-orientierter Modelle (die Anwendungssysteme besitzen Schnittstellen, die Services bereitstellen oder aufrufen). Die aus den IHE Spezifikationen extrahierten Informationen stehen nach dem Semantic-Web Paradigma maschinen-lesbar sowohl als Ressourcen (inkl. URL) (https://www.3lgm2.de/resource/ihe/) als auch via SPARQL abfragbar (https://3lgm2.de/sparql) zur Verfügung (IHE Ontologie). Das 3LGM2 Tool wurde erweitert, sodass es die Informationen aus der IHE Ontologie verarbeiten kann und daraus in einem „Template Browser“ die IHE Akteure und Transaktionen gruppiert nach IHE Domains und Integrationsprofilen für die Modellierung zur Verfügung stellt, siehe Abbildung 1 [Abb. 1]. Handlungsanweisungen zur Modellierung von 3LGM2 mit IHE wurden erarbeitet und in einem GMDS Tutorium vorgestellt [2]. Der Template Browser ist zudem in der Lage häufig benötigte Architekturmuster, wie z.B. das einer Treuhandstelle oder bzgl. der Archivierung von Krankenakten als Entwurfsmuster anzubieten, siehe Abbildung 2 [Abb. 2].

Diskussion: Durch eine DFG/TMF Förderung konnte 3LGM2 als Methode um die Abbildung von IHE ergänzt und das 3GM2 Tool um Funktionen zur Verwendung von IHE und Entwurfsmustern erweitert werden. Die zu Grunde liegende IHE Ontologie enthält aktuell nur eine Teilmenge der verfügbaren Integrationsprofile, z.B. aus den Domänen IT Infrastruktur und Radiologie. Zudem konnten nicht alle Abhängigkeiten aus den IHE Technical Frameworks berücksichtigt werden. Die bestehende Umsetzung ist aber mit den vorhandenen IHE Elementen für die Modellierung nutzbar und kann über die Ontologie erweitert werden, ohne dass es Änderungen am Quellcode des 3LGM2 Tools bedarf.

Bei der Evaluierung durch Projektpartner zeigte sich, dass das 3LGM2 Tool anwendbar und die damit erstellten Modelle hilfreich sein können [3]. Verbesserungen sind insbesondere bei der Nutzung (Usability, Unterstützung beim Modellieren, usw.) wünschenswert.

Der Template Browser des 3LGM2 Tool ist die Voraussetzung für die Verwendung von Entwurfsmustern, um den Aufwand beim Modellieren zu reduzieren. Entwurfsmuster werden aktuell vom 3LGM2IHE Team entwickelt und sukzessive zur Verfügung gestellt. Dies muss keine alleinige Aktivität des 3LGM2IHE Teams sein. Entwurfsmuster können einfach durch Dritte erzeugt und verwendet werden.

Acknowledgement: Das 3LGM2IHE Projekt wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt. Projektnummer: 315068407, Förderkennzeichen: WI 1605/9-1, WI 1605/9-2, BE 3663/2-1, BE 3663/2-2, ME 5367/1-2, BI 1930/2-2, KR 1093/10-2.


Literatur

1.
Winter A, Brigl B, Wendt T. Modeling hospital information systems. Part 1: The revised three-layer graph-based meta model 3LGM2. Methods Inf Med. 2003;42(5):544-51.
2.
Merzweiler A, Stäubert S, Strübing A, Tonmbiak A, Kaulke K, Drepper J, Bergh B, Winter A. The process of modeling information system architectures with IHE. Stud Health Technol Inform. 2021 May 24;278:163-70. DOI: 10.3233/SHTI210065 Externer Link
3.
Gött R, Stäubert S, Strübing A, Blumentritt A, Pung J, Groh R, Merzweiler A, Bergh B, Kaulke K, Winter A, Bahls T, Hoffmann W, Bialke M. Evaluation des Modellierungswerkzeugs 3LGM² am Beispiel der IT-Architektur des RADAR-Projektes. 67. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS), 13. Jahreskongress der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V. (TMF); 2022 Aug 21-25; online. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DOI:10.3205/22gmds005 Externer Link