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Neue Studiengänge in SMITH

New Study Programs in SMITH

Meeting Abstract

  • Cord Spreckelsen - Universitätsklinikum Jena; SMITH-Konsortium der Medizininformatik-Initiative
  • Jutta Hübner - Universitätsklinikum Jena
  • Ulrike Schemmann - Uniklinikum RWTH Aachen
  • André Scherag - Universitätsklinikum Jena; SMITH-Konsortium der Medizininformatik-Initiative
  • Alfred Winter - Universität Leipzig; SMITH-Konsortium der Medizininformatik-Initiative

SMITH Science Day 2022. Aachen, 23.-23.11.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV9

doi: 10.3205/22smith08, urn:nbn:de:0183-22smith088

Veröffentlicht: 31. Januar 2023

© 2023 Spreckelsen et al.
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Gliederung

Text

Einleitung und Zielstellung: Die Verbesserung der Aus-, Fort- und Weiterbildung im Bereich Medizininformatik war ausdrückliches Förderziel der Ausschreibung zur Aufbau- und Vernetzungsphase der Medizininformatik-Initiative [1], [2]. Neue universitäre Studiengänge leisten einen Beitrag dazu. Ziel entsprechender Initiativen des SMITH-Konsortiums war eine passgenaue Ergänzung bestehender Studiengänge durch solche, die auf spezifische Qualifikationsbedarfe der Medizininformatik-Initiative antworten.

Methoden: Zur standortübergreifenden Koordination und Bündelung medizininformatischer Qualifikationsmaßnahmen etablierte das SMITH-Konsortium das SMITH Joint Expertise Center for Teaching (SMITH-JET). Aus SMITH-JET heraus wurden sowohl konzeptionelle Unterstützungsmaßnahmen, z.B. die Definition von Qualifikationszielen [3], als auch konkrete Lehr- und Trainingsangebote implementiert. Hierzu zählt auch die Implementierung dreier neuer Studiengänge, an der SMITH-JET durch seine Mitglieder teils federführend, teils tragend beteiligt war.

Bedarfsspezifikation und Kompetenzziele der Studiengänge konnten sich früh an dem durch SMITH-JET konsentierten Kompetenzrahmen (fachliche Domänen) für Curricula der Biomedical and Health Informatics (BMHI) orientieren. Zudem diente der zur Antragstellung ausgearbeitete „Blueprint for complementing BHMI education“ dazu, die Entwicklung der neuen Studiengänge ergänzungs- und bedarfsgerecht auszurichten. Daraus ergab sich der Aufbau eines neuen konsekutiven Masterstudiengangs und zweier berufsbegleitender Studiengänge unterschiedlicher fachlicher Ausrichtung. Alle verbindet das Ziel, Teilnehmende verschiedener fachlicher Herkunft (z.B. sowohl aus Gesundheitsberufen als auch aus informationstechnischen Bereichen) zusammenzubringen, um sie interprofessionell zu qualifizieren.

Ergebnisse: Die offizielle Weiterbildungsakademie der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH International Academy) bietet seit 2021 den aus SMITH-JET heraus konzipierten berufsbegleitenden Masterstudiengang „Medical Data Science“ (90 ECTS) an. Der zweijährige Studiengang richtet sich an Personen mit einem ersten berufsqualifizierenden Studienabschluss innerhalb einer medizinischen oder informatischen Fachdisziplin und erster relevanter Praxiserfahrung von i.d.R. nicht unter einem Jahr. Qualifikationsziel des Studiengangs bei seiner Einführung ist das Kompetenzprofil von „Medical Data Scientists“. Im 3. Studiensemester erfolgt hier eine Vertiefung in zwei Spezialisierungen. Diese befähigen alternativ dazu a) die Basis für innovative, datengetriebene Diagnostik und Therapie zur Verfügung stellen (Track: Data Integration), b) Verfahren der Analyse großer Datenmengen sowie des Maschinellen Lernens im medizinischen Kontext zu entwickeln und zu nutzen (Track: Data Analytics). Die Fachsemester 1 bis 3 umfassen jeweils vier Module, das vierte Fachsemester ist für die Masterarbeit reserviert. Das didaktische Konzept verfolgt einen Blended Learning Ansatz der drei Präsenztage pro Modul, ergänzende synchrone Online-Lehre und inhaltlich strukturierte asynchrone Lernphasen kombiniert.

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena startete im Sommersemester 2021 den berufsbegleitenden Masterstudiengang „eHealth & Communication“ (60 ECTS). Der dreisemestrige Studiengang ist dediziert multiprofessionell an alle Berufsgruppen des Gesundheitssystems gerichtet. Die Initiative dazu ging zwar nicht von SMITH-JET, sondern von der Stiftungsprofessur für Integrative Onkologie am Universitätsklinikum Jena aus. Bereits in der Konzeptionsphase schloss sich aber SMITH-JET dem Projekt an und übernahm die Konzeption und anschließende Umsetzung der medizininformatischen Schwerpunkte des Studiengangs (eHealth Applications). Der Studiengang befähigt auf mehreren Ebenen dazu, die kommunikativen Chancen der fortschreitenden Digitalisierung im Gesundheitswesen zu ergreifen und deren Herausforderungen zu bewältigen. Er geht von Kommunikationsfähigkeit und digitaler Gesundheitskompetenz als zentrale Erfolgsfaktoren aus. Das fachliche Profil der Lehrenden kombiniert daher Medizin, Gesundheitsökonomie, Medizinische Informatik, Wirtschaftsinformatik, Ethik und Kommunikationswissenschaften. Der Studiengang vermittelt vertiefende Kenntnisse zu eHealth Literacy, technischen Grundlagen, Evidenz- und Risikokommunikation, digitaler Kommunikation und deren Anwendungsmöglichkeiten, sowie ethischen, rechtlichen und ökonomischen Aspekten bei der Implementierung von eHealth-Anwendungen. Ähnlich wie beim Studiengang der RWTH International Academy verfolgt auch dieser berufsbegleitende Studiengang ein Blended Learning Konzept. Dieses sieht im Studienverlauf mehrere Intensivwochen vor, auf welche Phasen synchroner und asynchroner Online-Lehre folgen. Aktuell wird der Studiengang für die zweite Jahrgangskohorte durchgeführt.

An der Universität Leipzig wurde ein konsekutiver Masterstudiengang „Medizininformatik“ (120 ECTS) eingeführt, der im Wintersemester 2021/22 startete und in Kooperation der Fakultät für Mathematik und Informatik mit der Medizinischen Fakultät angeboten wird. Das Studium erfolgt in Vollzeit über vier Semester. Die Zulassungsbedingungen des Studiengangs öffnen diesen für Studierende mit Bachelorabschluss in Informatik oder mit 2. Staatsexamen Medizin. Auch dieser Studiengang fördert daher interprofessionellen Austausch. Der Schwerpunkt des Studiengangs liegt auf der Gestaltung und dem Management von Informationssystemen (im Gesundheitswesen). Das erste Fachsemester kombiniert Pflichtveranstaltungen für alle Studierenden mit Modulen, die eine gesonderte Grundlagenvermittlung je nach fachlicher Herkunft vornehmen. In den Folgesemestern werden Kernbereiche der Medizininformatik in Pflichtmodulen abgebildet und durch Wahlpflichtangebote ergänzt.

Diskussion: Alle drei durch bzw. mit Unterstützung von SMITH-JET etablierten Studiengänge fördern gezielt eine interprofessionelle Qualifikation, indem sie Studierende mit informationstechnischem Hintergrund und solche mit einem medizinisch-gesundheitswissenschaftlichen Hintergrund gemeinsam ausbilden. Daraus ergeben sich spezifische Schwierigkeiten für den Zuschnitt der Lehrangebote. Demgegenüber bieten die Angebote aber die Chance, die Gesprächs-/Kommunikationsfähigkeit über die Grenzen der sehr unterschiedlichen Fach- und Berufskulturen hinweg systematisch zu stärken. Entsprechende Kommunikationsprobleme sind erfahrungsgemäß für riskante Fehlentwicklungen in Implementierung und Betrieb von IT-Verfahren verantwortlich – von ungenügender Anforderungserhebung über das IT-Projektmanagement bis hin zu Forschungs- und Entwicklungsvorhaben. Auswirkungen reichen bis zum Scheitern der Projekte. Daher versprechen die Qualifikationsaufwände hohen Nutzen. Die Entwicklung adäquater didaktischer Formate für diesen Zweck muss zukünftig systematisch und kooperativ weiterverfolgt werden.


Literatur

1.
Bundesministerium für Bildung und Forschung, BMBF. Bekanntmachung: Richtlinie zur Förderung der Medizininformatik-Initiative: Ausbau- und Erweiterungsphase, Bundesanzeiger vom 17. Jan 2022 [Internet]. Verfügbar unter: https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/bekanntmachungen/de/2022/01/2022-01-17-Bekanntmachung-Medizininformatik.html Externer Link
2.
Semler SC, Wissing F, Heyder R. German Medical Informatics Initiative. Methods Inf Med. 2018 Jul;57(S 01):e50-6. DOI: 10.3414/ME18-03-0003 Externer Link
3.
Spreckelsen C, Schemmann U, Phan-Vogtmann LA, Scherag A, Winter A, Schneider B. Health informatics learning objectives on an interoperable, collaborative platform. Stud Health Technol Inform. 2021 May 27;281:1019-20. DOI: 10.3233/SHTI210335 Externer Link