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Indirekte Hirndruckzeichen im MRT und Bedeutung der venösen Angiografie der Hirnsinus
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Veröffentlicht: | 30. November 2017 |
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Das MRT dient einerseits zum Ausschluss anderer Ursachen für eine Hirndrucksymptomatik, anderseits gibt sie Hinweise auf eine Intrakranielle Hypertension (ICH). In der Literatur beschriebene typische morphologische Zeichen sind:
- Dilatierte Optikus-Liquorscheide
- Erweitertes Cavum Meckeli
- Empty sella
- Abgeflachte Bulbi
- Prominente Papille
- Sinusstenose/-verschluss
Diese Zeichen dürfen nicht mit den allgemeinen Hirndruckzeichen verwechselt werden, daher der alte Begriff „Pseudotumor cerebri“. Da die ophthalmologische und sonstige klinische Untersuchung alleine selten beweisend für eine ICH sind, macht die ergänzende MRT und MRA als nicht invasives Verfahren Sinn.
Für die Bildgebung sind coronare dünne Schichten T2w erforderlich, ein übliches Standardprotokoll reicht in der Regel nicht aus. Kontrastmittel ist nicht zwingend nötig. Eine Blickfixation kann helfen Bewegungsartefakte zu reduzieren.
In verschiedenen Studien wurden Optikusscheiden-Durchmesser gemessen, teils sonografisch, teils mit MRT. Hier werden zwar „Normwerte“ generiert, die aber zwischen den Studien sehr schwanken. Letztendlich entscheidet der Gesamteindruck des erfahrenen Betrachters.
Auch bei der Messung der „Empty Sella“ werden einmal Sella, einmal Hypophyse vermessen oder volumetriert; die Ergebnisse sind hier mäßig vergleichbar.
Die Kriterien: Weites Cavum Meckeli, abgeflachter Bulbus und prominente Papille sind noch schlechter reproduzierbar.
Wichtig ist die Darstellung der venösen Sinus! Bei Sinusstenosen wird diskutiert, ob sie Folge oder Ursache der ICH sind. Vermutlich ist beides richtig. Normal durchflossene und angelegte Sinus in Kombination mit einem ICH sind eine Rarität. Der Nachweis von Sinusveränderungen ist für eine ggf. invasive Therapie Voraussetzung.
Für die MR-Angiografie stehen viele Techniken mit/ohne Kontrastmittel zur Wahl: Time offlight (inflow), Phasenkontrast, Spin labeling, pulsgetriggerte Subtraktion, Kontrastmittel- Verfahren, …
Für die Sinusdarstellung ist eine 3D MR-Phasenkontrastangiografie Methode der Wahl, weil sie ohne Kontrastmittel auskommt, hoch auflöst, reine Flussbilder generiert und langsamen Fluss gut darstellt. Dabei muss die erforderliche Geschwindigkeitskodierung niedrig für venösen Fluss eingestellt werden (Venc<=10 cm/sek). Mit ausgefeilter Technik könnten Flussmenge und Druckgradienten errechnet werden.
Typische Fehldiagnosen eines Sinusverschlusses oder einer Stenose sind ein Sinus occipitalis und Pacchionischen Granulationen.
Literatur
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- Dong C, Zheng YM, Li XL, Wang HX, Hao DP, Nie P, Pang J, Xu WJ. Morphometric MRI changes in intracranial hypertension due to cerebral venous thrombosis: a retrospective imaging study. Clin Radiol. 2016 Jul;71(7):691-7. DOI: 10.1016/j.crad.2016.04.011
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- Bidot S, Saindane AM, Peragallo JH, Bruce BB, Newman NJ, Biousse V. Brain Imaging in Idiopathic Intracranial Hypertension. J Neuroophthalmol. 2015 Dec;35(4):400-11. DOI: 10.1097/WNO.0000000000000303