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Symposium Idiopathische Intracranielle Hypertension (Pseudotumor cerebri)

07.10.2017, Düsseldorf

Auswirkung längerfristig erhöhten Hirndrucks auf Funktion und Morphologie des Gehirns – Was weiß man, was sollte man prüfen?

Meeting Abstract

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  • Gabriele Arendt - Düsseldorf

Symposium Idiopathische Intracranielle Hypertension (Pseudotumor cerebri). Düsseldorf, 07.-07.10.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17siih05

doi: 10.3205/17siih05, urn:nbn:de:0183-17siih058

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/siih2017/17siih05.shtml

Veröffentlicht: 30. November 2017

© 2017 Arendt.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Einleitung: Die idiopathische intracranielle Hypertension (IIH), Synonym: Pseudotumor cerebri, ist eine Erkrankung bisher unbekannter Ätiologie. Sie kommt in allen Altersgruppen und bei beiden Geschlechtern vor, ist aber bei jungen, adipösen Frauen am häufigsten. Die geschätzte Inzidenz beträgt 1-3 Fälle auf 100.000 Einwohner/Jahr. Typische Symptome sind u.a. Kopfschmerzen, Puls-synchroner Tinnitus, Schwindel und vielfältige Sehstörungen, gelegentlich auch Schulter- Arm-Schmerzen. Der Liquordruck beträgt mehr als 25 cm H2O, die übrigen Liquorparameter sind unauffällig. Pathologische kernspintomographische Befunde sind das „empty sella Phänomen“, der Optikusscheiden-Hydrops und beidseitige Stauungspapillen.

Hauptteil: Erstaunlicherweise gibt es nur sehr wenige Studien, die sich mit der Kognition von Patienten mit IIH befassen. Internationale Datenbanken (Pub Med,, Cochrane) weisen nur 6 Untersuchungen aus, die die Kriterien der „Evidence based Medicine“ erfüllen (prospektiv, randomisiert, kontrolliert, mindestens 2 Bestätigungsstudien). Die Erste ist die von Soerenson et al. aus dem Jahr 1986, die methodisch beste die von Yri et al. aus 2014, weshalb sie näher beschrieben wird. Sie schloss 31 Patienten ein. Nach der diagnostischen Lumbalpunktion führten die Autoren neuropsychologische Tests durch (Prüfung der Exekutivfunktionen, des Arbeits- und räumlich-konstruktiven Gedächtnisses, der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit und der einfachen Reaktionszeit). Es wurde ein computerisiertes Verfahren benutzt (Cambridge neuropsychological test automated battery), aber auch die Papierform der entsprechenden Tests. Patienten mit IIH schnitten in 4/6 kognitiven Domänen signifikant schlechter ab als ein alters- und geschlechtsgematchtes Kontrollkollektiv. Die deutlichsten Unterschiede fanden sich in der motorischen Testung (einfache Reaktionszeiten). Trotz effektiver Behandlung zeigten Kontrolluntersuchungen nach drei Monaten eine Persistenz der Defizite. Diese Beobachtung bestätigen auch die übrigen Studien. Kaplan et al. hoben in ihrer Studie aus dem Jahr 1997 zusätzlich psychische Auffälligkeiten bei den Patienten/-innen hervor.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Studien zu kognitiven Einbußen und psychischen Erkrankungen bei IIH haben bisher keinen Eingang in den klinischen Alltag gefunden. Diese Patienten werden nicht testpsychologisch untersucht bzw. nur sehr selten psychiatrisch gesehen. Diese diagnostischen Schritte sollten in die Betreuung von IIH-Patienten integriert werden. Da die Autoren der relevanten Studien sich einig sind, dass man die Zusammenhänge zwischen chronisch erhöhtem Hirndruck und Kognition weiter klären sollte, wären Untersuchungen über längere Zeiträume sinnvoll, auch um Risikofaktoren für Rezidive zu identifizieren.