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Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin

65. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. – Landesverband Hessen

20. - 21.05.2016, Bad Nauheim

Austauschtransfusion bei Pertussis im Säuglingsalter – ein Fallbericht

Meeting Abstract

  • presenting/speaker M. Schmitt - Oberschwabenklinik, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ravensburg, Deutschland
  • B. Keyser - Oberschwabenklinik, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ravensburg, Deutschland
  • D. Stavropoulou - Universitätsklinikum Freiburg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Freiburg, Deutschland
  • H. Fuchs - Universitätsklinikum Freiburg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Freiburg, Deutschland
  • A. Artlich - Oberschwabenklinik, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Ravensburg, Deutschland

Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin. 65. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. – Landesverband Hessen. Bad Nauheim, 20.-21.05.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16sgkjP30

doi: 10.3205/16sgkj35, urn:nbn:de:0183-16sgkj354

Veröffentlicht: 6. Mai 2016

© 2016 Schmitt et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Wir berichten von einem 2 Monate altem männlichen Säugling mit Husten und Fieber seit 6 Tagen. Die stationäre Einweisung erfolgte bei zunehmend angestrengter Atmung und Exsikkose durch Trinkverweigerung.

Diagnostik: Radiologisch zeigte sich eine Pneumonie mit Pleuraerguß und Dyselektase rechts. Laborchemisch fanden sich erhöhte Werte für CRP (20.10 mg/l), Leukozyten (45.50/nl), Lymphozyten (27.40/nl) und Thrombozyten (490.00/nl).

Verlauf: Beginn der antibiotischen Therapie mit einem Cephalosporin und einem Makrolid.

Bei schwerer obstruktiver Symptomatik benötigte der Säugling Sauerstoff. Die Obstruktion wurde symptomatisch behandelt. Bei Hyperleukozytose und ausgeprägter Lymphozytose wurde eine PCR auf Bordetella pertussis durchgeführt, die positiv war.

Bei einer Hyperleukozytose über 100.000/µl und echokardiografischem Hinweis auf eine rechtsventrikuläre Druckerhöhung, erfolgte die Verlegung an eine Universitätsklinik zur Ausstauschtransfusion. Damit konnte eine deutliche Senkung der Leukozyten auf 34.000/µl erreicht werden. Bei klinischer Verschlechterung mit vermehrtem Sauerstoffbedarf, bestand bei steigenden Infektparametern und Zunahme pulmonaler Infiltrate, der Verdacht auf eine Superinfektion. Beginn der antibiotischen Behandlung mit Meropenem. Im Rachensekret konnten Adenoviren und H. influenza nachgewiesen werden. Es traten zwei fragliche Krampfanfälle mit myoklonischem Zucken der Arme, Blickwendung und Tremor des Kiefers in Zusammenhang mit jeweils tiefen stimulationsbedürftigen Apnoen auf. Ein EEG und eine Schädelsonografie waren unauffällig. Nach 34 Tagen stationärer Behandlung konnte der Patient in gutem Allgemeinzustand entlassen werden.

Schlussfolgerung: Bortadella pertussis führt mit seinen Toxinen zu nekrotisierenden Brochiolitiden, intraalveolären Hämorrhagien, Ödemen in Pleura und Alveolen sowie einer ausgeprägten Leukozytose, die wiederum zu einer Viskositätserhöhung des Blutes mit Mikrozirkulationsstörungen in den Organen führen kann. Daraus können Komplikationen wie Pneumonie, pulmonale Hypertension, Sekundärinfektionen, Apnoen und Krampfanfälle und Herzversagen entstehen.

Insbesondere bei jungen Säuglingen ist die pulmonale Hypertension die häufigste Todesursache, weshalb eine Ausstauschtransfusion zur Behandlung eines drohenden oder manifesten Hyperviskositätssyndrom erforderlich sein kann.

Zur Primärprävention sieht das RKI einen frühzeitigen Beginn der Grundimmunisierung ab dem 2. vollendeten Lebensmonat vor.