gms | German Medical Science

Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin

65. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. – Landesverband Hessen

20. - 21.05.2016, Bad Nauheim

NeoPAss® – Familien-integrierende Versorgung Frühgeborener und Risikogeborener

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • presenting/speaker M. Zeller - Kliniken Dritter Orden, Standort Kinderklinik Passau, Technische Universität München, Neonatologie, Passau, Deutschland
  • M. Keller - Kliniken Dritter Orden, Standort Kinderklinik Passau, Technische Universität München, Neonatologie, Passau, Deutschland

Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin. 65. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. – Landesverband Hessen. Bad Nauheim, 20.-21.05.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16sgkjFV02

doi: 10.3205/16sgkj02, urn:nbn:de:0183-16sgkj029

Veröffentlicht: 6. Mai 2016

© 2016 Zeller et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Die Geburt eines Früh- oder Risikogeborenen ist für Familien ein belastendes Ereignis. Das Kurz- und Langzeit-Outcome kann durch Familien-integrierender Versorgung verbessert werden, die praktische Umsetzung ist aber schwierig. Herausforderungen sind individuelle Bedarfsermittlung, Koordination verschiedener Berufsgruppen, Schnittstellenmanagement und der Übergang zur ambulanten Versorgung.

Wie kann man diese komplexen Aufgaben so strukturieren, dass die einzelne Familie am meisten profitiert?

Material und Methoden: NeoPAss® strukturiert als klinischer Behandlungspfad Prinzipien der Familien-integrierenden Betreuung Früh- und Risikogeborener. NeoPAss® startet pränatal, begleitet Familien in der Klinik und ebnet den Weg nach Hause. Hierzu wurden Standard Operating Procedures (SOPs), Dokumentationsvorlagen und Prozessbeschreibungen entwickelt. Ein Care-Manager erfasst den Bedarf jeder Familie, koordiniert Leistungen, überwacht deren Durchführung und ist kontinuierlicher Ansprechpartner der Eltern.

42 Familien VLBW-Frühgeborener wurden nach Einführung von NeoPAss® zu Entlasszeitpunkt, Ernährungsart bei Entlassung, Elternsicherheit und Zufriedenheit untersucht und mit Familien vor Einführung verglichen.

Mitarbeiter wurden zu Veränderungen des Arbeitsumfeldes, zur persönlichen Beurteilung und zum eingeschätzten Nutzen von NeoPAss® für die Familien befragt.

Ergebnisse: Mit NeoPAss® gelang es, die Quote der bei Entlassung Muttermilch-ernährten Kinder zu steigern (42% auf 75% bei < 28 Wochen Gestationsalter (GA) bzw. 60% auf 90% bei 28 - 32 Wochen GA). VLBW-Frühgeborene konnten eine Woche früher entlassen werden bei hoher elterlicher Zufriedenheit. Durch strukturiertes Entlassmanagement sank der Bedarf an sozialmedizinischer Nachsorge um ein Drittel, bei gleicher Dauer an Telefonkontakten war eine Halbierung aufwendiger Hausbesuche möglich. Die Rate nicht-elektiver Wiederaufnahmen in den ersten 2 Monaten nach Entlassung sank durch bessere nachstationäre Betreuung von 18% auf 6%.

Die Mitarbeiter nahmen das veränderte Arbeitsumfeld deutlich wahr, beurteilten die Veränderungen eher positiv und als sinnvolle Veränderung für die Familien.

Schlussfolgerungen: Die Daten nach Einführung von NeoPAss® zeigen einen deutlichen Nutzen für die Familien ohne nachweisbare negative Auswirkungen.

Einführung einer Familien-integrierenden Versorgung ist mit einem aktiven Change-Management zu kombinieren, da eine Veränderung der inneren Haltung der Mitarbeiter erforderlich ist.