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Auswertung der telefonischen Anfragen zu Ingestionsunfällen der häufigsten Zimmerpflanzen im Kindesalter (Vergiftungsinformationszentrale Wien, 2004–2014)
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Veröffentlicht: | 25. März 2015 |
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Die Vergiftungsinformationszentrale Wien (VIZ) hat im Jahr ca. 24.500 toxikologische Anfragen aus Österreich, davon sind 14.500 Kinder (60%) betroffen. Bei durchschnittlich 1.580 Anrufen pro Jahr ist die Noxe ein Pflanzenteil, dabei werden akzidentell Teile von Gartenpflanzen, Zimmerpflanzen, Balkonpflanzen oder Pflanzen in der freien Natur oral aufgenommen. In der Zeitspanne von 2004 bis 2014 wurden in der VIZ insgesamt 3.790 Anfragen zu Zimmerpflanzen dokumentiert und registriert (durchschnittlich 345 Fälle pro Jahr). Die tatsächliche Anzahl ist höher, da nicht eindeutig identifizierbare Pflanzen als „Pflanzenteil“ dokumentiert werden. Von uns werden hier die 12 häufigsten Zimmerpflanzen, wegen derer die VIZ kontaktiert wurde, vorgestellt.
Die Spitzenreiter der in österreichischen Haushalten vorhanden Zimmerpflanzen gehören der Familie der Maulbeerbaumgewächse an: Ficus benjamina und Ficus elastica. Die akut toxikologische Wirkung ist hier zu vernachlässigen, jedoch wird in der Literatur über Sensibilisierungen berichtet. An nächster Stelle sind Vertreter der Familie der Aronstabgewächse zu finden: Zamioculcas zamiifolia, Dieffenbachia sp., Philodendron, Spathiphyllum sp., Epipremnum sp. und Anthurium sp. Die toxikologisch relevanten Inhaltsstoffe sind Oxalatkristalle, die schmerzhafte Schleimhautreizungen verursachen können. Von den Wolfsmilchgewächsen ist Euphorbia pulcherrima am häufigsten vertreten, die Triterpensaponine im Milchsaft können zu starken Schleimhautreizungen führen. Die Orchideengewächse scheinen als Noxe erst ab dem Jahr 2005 (3 Anfragen) auf und zeigen seither eine deutliche Zunahme (2014 insgesamt 48 Fälle) ohne toxikologische Relevanz. Obwohl die Nachtschattengewächse sehr giftige Pflanzen beinhalten, führt Solanum pseudocapsicum kaum zu Vergiftungen, da die reifen Beeren keine Tropanalkaloide enthalten und das Solanocapsin nur mehr in geringen Mengen vorkommt. An 12. Stelle ist Clivia miniata zu finden, ein Amaryllisgewächs, welches hauptsächlich Lycorin enthält, das zu gastrointestinalen Beschwerden führen kann.
Trotz der Häufigkeit der Anfragen kommt es bei Kindern wegen der geringen akzidentell aufgenommen Menge von Zimmerpflanzen kaum zu nennenswerter Symptomatik, sodass die Angst vieler Eltern vor Vergiftungen durch Zimmerpflanzen unbegründet erscheint.