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Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin

64. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. – Landesverband Bayern

08. - 09.05.2015, Nürnberg

Lamotrigin in der Stillzeit, ein Risikofaktor für Apnoe bei Neugeborenen

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker S. Fosso - Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Vergiftungs-Informations-Zentrale, Freiburg, Deutschland
  • R. Katlein - Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Vergiftungs-Informations-Zentrale, Freiburg, Deutschland
  • M. Hermanns-Clausen - Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Vergiftungs-Informations-Zentrale, Freiburg, Deutschland

Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin. 64. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. – Landesverband Bayern. Nürnberg, 08.-09.05.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15sgkjP18

doi: 10.3205/15sgkj27, urn:nbn:de:0183-15sgkj272

Veröffentlicht: 25. März 2015

© 2015 Fosso et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Lamotrigin ist ein Antiepileptikum, das bei Erwachsenen zur Therapie von generalisierten Krampfanfällen und bipolaren Störungen eingesetzt wird. Bei Langzeitbehandlung mit Lamotrigin während der Schwangerschaft bis zur Geburt kann es zu Anpassungsstörungen beim Neugeborenen kommen. Bei Anwendung in der Stillzeit sind Symptome wie Unruhe und Trinkschwäche beschrieben. In der Literatur wird über Apnoeattacken bei einem vollgestillten 16 Tage alten Säugling unter einer mütterlichen Dosis vom 800 mg berichtet. Lamotrigin wird durch Glukoronidierung in der Leber abgebaut. Sein M/P Quotient beträgt 0.6. Die Unreife der Leber beim Säugling und der hohe M/P Quotient führen dazu, dass Wirkstoffmengen beim gestillten Säugling erreicht werden können, die im Bereich therapieüblicher Wirkstoffkonzentrationen der Mutter liegen.

Methodik: Retrospektive Recherche in der Falldatenbank der Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg zu Anfragen nach der Gabe von Lamotrigin in der Stillzeit (2006–2014).

Ergebnis: Fünf gestillte Säuglinge im Alter von 3–37 Tagen (Median 20) wurden identifiziert. Die mütterliche Dosis von Lamotrigin betrug 150–600 mg/d. Zwei der 5 Säuglinge waren symptomatisch: Ein vollgestillter 3 Wochen alter Säugling (ehemaliges Zwillings-Frühgeborene der 36.SSW) wurde wegen einer akuten Apnoephase und Trinkschwäche stationär behandelt. Die Mutter nahm täglich 150 mg Lamotrigin ein. Der Lamotrigin-Spiegel beim Säugling betrug 1,1 µg/ml. Zusätzlich bestand eine leichte Erhöhung der GOT bei normaler GPT. Ein 4 Wochen altes Mädchen zeigte seit 2 Wochen Hyperexzitabilität und rez. Schreiattacken (Tabelle 1 [Tab. 1]).

Diskussion: Stillen unter Monotherapie mit Lamotrigin ist grundsätzlich möglich. Trotz niedriger TD der Mutter entwickelte ein Säugling in unserer Fallserie eine passagere Apnoe, Trinkschwäche und Transaminasenerhöhung. Dieser Fall unterstreicht die Notwendigkeit, gestillte Säuglinge unter Lamotrigintherapie der Mutter sorgfältig zu überwachen, insbesondere Frühgeborene, bei denen das Risiko für unerwünschte Wirkungen erhöht ist. Weitere Daten sind erforderlich, um das Risiko bei gestillten Säuglingen besser beurteilen zu können.