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Lamotrigin in der Stillzeit, ein Risikofaktor für Apnoe bei Neugeborenen
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Veröffentlicht: | 25. März 2015 |
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Fragestellung: Lamotrigin ist ein Antiepileptikum, das bei Erwachsenen zur Therapie von generalisierten Krampfanfällen und bipolaren Störungen eingesetzt wird. Bei Langzeitbehandlung mit Lamotrigin während der Schwangerschaft bis zur Geburt kann es zu Anpassungsstörungen beim Neugeborenen kommen. Bei Anwendung in der Stillzeit sind Symptome wie Unruhe und Trinkschwäche beschrieben. In der Literatur wird über Apnoeattacken bei einem vollgestillten 16 Tage alten Säugling unter einer mütterlichen Dosis vom 800 mg berichtet. Lamotrigin wird durch Glukoronidierung in der Leber abgebaut. Sein M/P Quotient beträgt 0.6. Die Unreife der Leber beim Säugling und der hohe M/P Quotient führen dazu, dass Wirkstoffmengen beim gestillten Säugling erreicht werden können, die im Bereich therapieüblicher Wirkstoffkonzentrationen der Mutter liegen.
Methodik: Retrospektive Recherche in der Falldatenbank der Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg zu Anfragen nach der Gabe von Lamotrigin in der Stillzeit (2006–2014).
Ergebnis: Fünf gestillte Säuglinge im Alter von 3–37 Tagen (Median 20) wurden identifiziert. Die mütterliche Dosis von Lamotrigin betrug 150–600 mg/d. Zwei der 5 Säuglinge waren symptomatisch: Ein vollgestillter 3 Wochen alter Säugling (ehemaliges Zwillings-Frühgeborene der 36.SSW) wurde wegen einer akuten Apnoephase und Trinkschwäche stationär behandelt. Die Mutter nahm täglich 150 mg Lamotrigin ein. Der Lamotrigin-Spiegel beim Säugling betrug 1,1 µg/ml. Zusätzlich bestand eine leichte Erhöhung der GOT bei normaler GPT. Ein 4 Wochen altes Mädchen zeigte seit 2 Wochen Hyperexzitabilität und rez. Schreiattacken (Tabelle 1 [Tab. 1]).
Diskussion: Stillen unter Monotherapie mit Lamotrigin ist grundsätzlich möglich. Trotz niedriger TD der Mutter entwickelte ein Säugling in unserer Fallserie eine passagere Apnoe, Trinkschwäche und Transaminasenerhöhung. Dieser Fall unterstreicht die Notwendigkeit, gestillte Säuglinge unter Lamotrigintherapie der Mutter sorgfältig zu überwachen, insbesondere Frühgeborene, bei denen das Risiko für unerwünschte Wirkungen erhöht ist. Weitere Daten sind erforderlich, um das Risiko bei gestillten Säuglingen besser beurteilen zu können.