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Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin

63. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. – Landesverband Baden-Württemberg

25. - 26. April 2014, Fellbach/Stuttgart

Abiotrophia defectiva Endokarditis – schwer nachweisbar aber dann hochrelevant

Meeting Abstract

  • L. Pross - Klinikum Stuttgart – Olgahospital – Pädiatrie 3, Stuttgart, Deutschland
  • R. Nossal - Klinikum Stuttgart – Olgahospital – Pädiatrie 3, Stuttgart, Deutschland
  • V. Ocker - Klinikum Stuttgart – Olgahospital – Pädiatrie 3, Stuttgart, Deutschland
  • T. Hupp - Klinikum Stuttgart – Katharinenhospital – Gefäßchirurgie, Stuttgart, Deutschland
  • J. Köninger - Klinikum Stuttgart – Katharinenhospital – Allgemein- und Viszeralchirurgie, Stuttgart, Deutschland
  • F. Uhlemann - Klinikum Stuttgart – Olgahospital – Pädiatrie 3, Stuttgart, Deutschland

Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin. 63. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. – Landesverband Baden-Württemberg. Stuttgart/Fellbach, 25.-26.04.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. Doc14sgkjP26

doi: 10.3205/14sgkj46, urn:nbn:de:0183-14sgkj466

Veröffentlicht: 25. März 2014

© 2014 Pross et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In der Literatur sind nur wenig Fallberichte von Abiotrophia defectiva Endokarditis bei Kindern ohne Vorerkrankungen beschrieben. Wir möchten hier einen Fall vorstellen, der zusätzlich durch ein mykotisches Aneurysma einen komplizierten Verlauf zeigte.

Fallbericht: Wir berichten über ein 9-jähriges Mädchen, welches seit 9 Monaten rezidivierende Gelenkbeschwerden mit Bauchschmerzen hatte. Seit 2 Monaten trat ein zunehmender Leistungsknick mit einer ungewollten Gewichtsabnahme von 3 kg in 2 Monaten bei Inappetenz auf. Kein Fieber, kein Nachtschweiß. Beim Kinderarzt erhöhte Entzündungszeichen und deshalb stationäre Einweisung. Keine relevanten Vorerkrankungen. Mutter hat einen M. Crohn, rheumatische Erkrankungen in der Familie der Mutter.

Bei der Aufnahme fällt ein 3/6 Systolikum p.m. über Erb auf. Ansonsten weitgehend unauffälliger Untersuchungsbefund.

Initial diagnostische Abklärung bzgl. rheumatologischer/gastroenterologischer Probleme unauffällig. In der Echokardiographie fanden sich mittelgroße Vegetationen an beiden Mitralklappensegeln sowie Perforationen. Bei hochgradigem V. a. eine bakterielle Endokarditis im Bereich der Mitralklappe begannen wir eine kalkulierte antibiotische Therapie mit Ampicillin/Clavulansäure und Gentamicin. In mehreren Blutkulturen konnte ein Erreger aus der Gruppe der Streptokokken (Abiotrophia defectiva) nachgewiesen werden. Aufgrund der großen flottierenden Vegetationen an der Klappe und gleichzeitig bestehender Mitralinsuffizienz III.° bestand die Indikation zur zeitnahen operativen Intervention. Es erfolgte die Mitralklappenrekonstruktion mit Anuloplastik und Segelrekonstruktion. Im Abstrich der Mitralklappe konnte ebenfalls Abiotrophia defectiva nachgewiesen werden.

Im weiteren primär unkomplizierter Verlauf unter Penicillin, Gentamicin und Vancomycin trat nach 3 Wochen ein toxisches Arzneimittelexanthem auf. Es erfolgte eine erneute Umstellung der Antibiose auf Ceftriaxon und Vancomycin. Bei erneutem Fieberanstieg und steigenden Entzündungszeichen Umstellung auf Teicoplanin und Meropenem.

Bei zusätzlich Bauchschmerzen sonografischer Verdacht sowie im NMR nachweisbares mykotisches teilthrombosiertes Aneurysma der Arteria mesenterica superior als Ursache der sekundären Sepsis mit akutem Nierenversagen und respiratorischer Insuffizienz. Es erfolgte die explorative Laparatomie und Exzision des Aneurysmas und am Folgetag Re-Laparotomie mit Hemikolektomie rechts inkl. des Ileocoecums. Im weiteren Verlauf zeigte sich eine langsame Rekonvaleszenz und die Entlassung nach Hause war nach weiteren 4 Wochen Antibiotikatherapie möglich.

Fazit: Die septische Streuung bei Endokarditis kann diagnostisch schwierig sein. Wir beschreiben erstmalig eine Abiotrophia defectiva Endokarditis mit Auftreten eines mykotischen Aneurysmas der Arteria mesenterica superior.