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Hyperosmolares hyperglykämisches Syndrom als Ursache einer Bewusstseinsstörung bei einem jugendlichen Typ 1-Diabetiker
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Veröffentlicht: | 25. März 2014 |
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Ein 12 Jahre alter Patient mit bekanntem Typ 1 Diabetes wurde somnolent in die Klinik eingeliefert. Die Anamnese war unauffällig bezüglich Hypoglykämie, Krampfanfall, Infekt, Trauma, Alkoholkonsum oder Einnahme psychotroper Substanzen. Der Blutzucker lag zuletzt bei 170 mg/dl.
Befund: Somnolenter, blasser Junge. Gezielte Abwehrreaktion auf Schmerzreiz. GCS 11. Kein Meningismus. Keine Anfallsäquivalente. Tachykardie mit HF 110/Min, RR 135/70 mmHg. Stammbetonte Adipositas, BMI 27,3 kg/m2 (P 90-97). Keine ausgeprägten Dehydrationszeichen. Internistischer Untersuchungsbefund ansonsten unauffällig.
Diagnostik: Labor: Blutzucker 264 mg/dl, HbA1c 9,6%, Laktat 3 mmol/l, Serumosmolarität grenzwertig hoch mit 290 mosm/kg, Natrium 148 mmol/l. Blutgasanalyse im Normbereich. Urin: spez. Gewicht 1020, Glukose 4fach und Ketone 1-2fach positiv. Ausschluss einer Meningoenzephalitis durch Borrelien, FSME, Herpes Simplex 1/2 oder Enteroviren mittels Liquorpunktion. In CT und MRT des Schädels kein Anhalt für Raumforderung, Blutung oder entzündlichen Prozess. Im EEG leichte bis mäßige Allgemeinveränderungen ohne erhöhte Anfallsbereitschaft.
Verlauf und Diskussion: Nach Ausschluss anderer Ursachen wie zerebralem Krampfanfall, Meningoenzephalitis oder intrazerebraler Raumforderung und Analyse der vorangegangenen Blutzuckerwerte (über Wochen kontinuierlich >300 mg/dl und am Vorabend wiederholt >600 mg/dl) behandelten wir den Jungen in der Annahme eines beginnenden hyperglykämischen hyperosmolaren Syndroms. Unter hoher Flüssigkeits- und Insulinzufuhr kam es allmählich zur Normoglykämie und zum Rückgang der klinischen Symptome.
Fazit: Bei Bewusstseinstrübung und Wesensveränderung muss bei Typ 1-Diabetikern differentialdiagnostisch an ein hyperglykämisches hyperosmolares Syndrom gedacht werden. Im Gegensatz zur diabetischen Ketoazidose wird dieses Syndrom bei Kindern mit Typ 1-Diabetes selten diagnostiziert. Es geht mit einer erheblichen Dehydratation einher und erfordert daher eine aggressive intravenöse Rehydratation.