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Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin

62. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. – Landesverband Saarland

03.05. - 05.05.2013, Saarbrücken

Medikamentöse Therapie der generalisierten Spastik bei Kindern und Jugendlichen mit Cerebralparese

Meeting Abstract

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  • K.A. Koch - Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Sektion Neuropädiatrie, Heidelberg, Germany

Süddeutscher Kongress für Kinder- und Jugendmedizin. 62. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin gemeinsam mit der Süddeutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. – Landesverband Saarland. Saarbrücken, 03.-05.05.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13sgkjFV16

doi: 10.3205/13sgkj16, urn:nbn:de:0183-13sgkj165

Veröffentlicht: 17. April 2013

© 2013 Koch.
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Gliederung

Text

Bei mittelschweren und schweren Cerebralparesen (GMFCS-Level III-V) liegt meist eine Spastik in verschiedenen Muskelgruppen vor, die nur unter hohem Aufwand, z. B. mit Multilevel-Botulinumtoxin-Injektionen in Narkose, oder gar nicht medikamentös behandelt werden kann. Die Patienten leiden nicht selten zusätzlich an einer Epilepsie , gastrointestinalen Motilitätsstörungen oder anderen ICP-spezifischen Störungsbildern, die gleichzeitig therapiert werden müssen.

Es stehen eine Reihe von Substanzen zur oralen Therapie der Spastik zur Verfügung, die unterschiedliche Wirkprofile haben, nur bedingt effektiv sind und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zeigen. Evidenz im Kindes- und Jugendalter gibt es nur für Baclofen oral und Benzodiazepine (GABA-Rezeptor-Agonisten), die beide ein eher ungünstiges Effekt-Nebenwirkungsprofil aufweisen. Wenig oder gar nicht evaluiert sind Dantrolen (Calciumantagonist, am Muskel wirksam) und Tizanidin. Tolperison (Ionenkanalmodulation?) wirkt auch zentral, aber überwiegend am Muskel, zeigt nicht die unerwünschte sedierende Wirkung und kaum Wechselwirkungen z. B. mit AED. Auch Tetrahydrocannabinol kann im Einzelfall die spastische Tonuserhöhung und vegetative Begleitreaktionen gut regulieren, z. B. nach Ertrinkungsunfällen. Die Auswahl des Medikamentes sollte immer individuell und unter Berücksichtigung der aktuellen Gesamtsituatuion des Kindes oder Jugendlichen getroffen werden.

Als weitere Option steht die intrathekale Baclofentherapie (ITB) zur Verfügung, die mittlerweile im Kindes- und Jugendalter gut evaluiert ist. Eine ITB-Testtherapie muss vorausgehen, um die individuelle Verträglichkeit und Wirksamkeit des Medikaments zu prüfen. V. a. komplexe Epilepsien und respiratorische Einschränkungen stellen eine Kontraindikation dar. ITB ist bei sorgfältig selektierten Patienten eine gut steuerbare und effektive Maßnahme zur Behandlung von Spastik, begleitenden Schmerzen und emotionaler Unruhe.

Physio- und Lagerungstherapie und eine qualifizierte Hilfsmittelversorgung sind bei generalisierter Spastik essentiell und die Basis der Langzeit-Behandlung.