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Gehen und Sehen bei Glaukom – psychophysische Untersuchungen der visuellen Wahrnehmung bei Eigenbewegung
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Veröffentlicht: | 14. Mai 2025 |
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Fragestellung: Ältere Menschen weisen ein erhöhtes Sturzrisiko auf, was durch eine zusätzliche Beeinträchtigung des Sehens verstärkt werden kann. In dieser Studie wurde der Einfluss des Glaukoms auf die visuelle Wahrnehmung während des Gehens auf einem Laufband (GehenLB) untersucht.
Methodik: Teilnehmer:innen der Studie waren 30 gesunde Kontrollpersonen (mittleres Alter ± Standardabweichung: 71±5 Jahre) und 18 Glaukompatient:innen (71±5 Jahre). Drei verschiedene Sehfunktionen wurden binokular getestet: (i) bestkorrigierte Sehschärfe ([logMAR]) mit und ohne Crowding-Effekt, (ii) Kontrastempfindlichkeit ([logCS]) und (iii) Gesichtsfeldempfindlichkeit (mittlere Abweichung [dB]). Zur Untersuchung des Effekts des GehenLB wurden diese bei drei Geschwindigkeitsbedingungen getestet: (i) statisch, (ii) zügiges Gehen mit einer selbstgewählten Geschwindigkeit und (iii) bei einer festgelegten Geschwindigkeit von 3,5 km/h. Die statistische Analyse der Auswirkungen des GehenLB auf die Sehfunktionen wurde mittels ANOVAs mit Messwiederholung durchgeführt. Dabei wurden die Faktoren Gruppe, Geschwindigkeit und Wiederholung berücksichtigt.
Ergebnisse: Ein Effekt des GehenLB wurde für beide Typen der Sehschärfe [F(2,92) = 31,681, p<0,001, ⴄ2=0,408] und für die Gesichtsfeldempfindlichkeit [F(2,90) = 106,286, p<0,001, ⴄ2=0,703], nicht aber für die Kontrastempfindlichkeit nachgewiesen. Die Gruppen unterschieden sich dabei nicht voneinander (Glaukom vs. Kontrolle). Einen Unterschied zwischen den beiden Geschwindigkeiten gab es nicht.
Schlussfolgerungen: Die bestkorrigierte Sehschärfe und das Gesichtsfeld verschlechterten sich durch das GehenLB, wobei die Sehfunktionen bei den Proband:innen mit Glaukom nicht stärker beeinträchtigt waren als bei den Kontrollpersonen. Das in dieser Studie entwickelte Testverfahren bietet großes Potenzial zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen visuellen Funktionen und Sturzrisiko, insbesondere bei Teilnehmer:innen mit fortgeschrittenem Glaukom.
* Rosalie Beyer, K.O. Al-Nosairy, L. Schega und M.B. Hoffmann haben als Autoren gleichermaßen zum Artikel beigetragen.