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Traumatische Optikusneuropathie – Gegenüberstellung zweier Fallberichte
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Veröffentlicht: | 7. November 2022 |
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Hintergrund: Die traumatische Optikusneuropathie (TON) bezeichnet die meist einseitige direkte oder indirekte traumatische Läsion des N. opticus mit resultierendem Visusverlust oder Gesichtsfelddefekten. Sie tritt bei bis zu 5% der Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma auf und findet sich insbesondere bei männlichen Patienten sowie nach Traumata des Mittelgesichts, Zustand nach Hochrasanz-Verkehrstrauma und Sturzereignissen.
Methodik: Es wird über zwei Fälle von Patienten mit TON berichtet.
Ergebnisse: Beim ersten Patienten handelt es sich um einen 33-Jährigen, der nach einem Motorradunfall ein Schädel-Hirn-Trauma Grad 1 und am rechten Auge einen plötzlichen Visusverlust auf nulla lux erlitt. Die Bildgebung zeigte eine Jochbeinfraktur bei radiologisch intakter Orbita ohne Anhalt für ein intraorbitales Hämatom. Der RAPD war rechtsseitig positiv, der Vorderabschnitts- und der Fundusbefund stellten sich beidseits unauffällig dar. Der Augeninnendruck lag rechts bei 23 und links bei 22 mmHg. Das VEP war rechtsseitg reduziert. Es wurde am Tag nach dem Trauma eine Prednisolon-Stoßtherapie mit 1.000 mg i.v. eingeleitet und beidseits eine Augendruck senkende Lokaltherapie begonnen. Der Visus erholte sich im Verlauf nicht. Im zweiten Fall wurde ein 68-jähriger Patient nach Treppensturz mit einem Visusverlust auf 0,6 sowie Verschwommensehen rechts nach Verlegung aus einem externen Krankenhaus vorstellig. Er wies rechts ein RAPD auf. Der Vorderabschnitt und Fundus waren altersentsprechend. Die Tensio betrug beidseits 13 mmHg. Es wurde am zweiten Tag nach dem Trauma eine Augendruck-senkende Lokaltherapie rechts sowie eine Prednisolon-Stoßtherapie mit 250 mg i.v. begonnen. Im Verlauf kam es zu einer Visussteigerung auf 0,8.
Schlussfolgerung: Die TON ist eine ernstzunehmende Komplikation eines kontusionellen Orbitatraumas, die einen variablen Verlauf nehmen kann. Eine initial ausgeprägte Visusminderung gilt als prognostisch ungünstig. Zur Behandlung können hochdosierte Glukokortikoide eingesetzt werden. Eine direkte Alteration des N. opticus zum Beispiel durch Knochenfragmente oder Hämatome ist radiologisch auszuschließen, da hier eine chirurgische Intervention mit Druckentlastung des Sehnerven und Beseitigung der Schädigungsursache indiziert ist.