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29. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft - SATh 29

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft e.V.

02.09. - 03.09.2022, Halle/Saale

RION (Radiation-Induced Optic Neuropathy) in Folge eines primären ZNS-Lymphoms

Meeting Abstract

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  • Vivien Mielke - Magdeburg
  • C. Schuart - Magdeburg
  • H. Thieme - Magdeburg
  • L. Choritz - Magdeburg

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft. 29. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft – SATh. Halle/Saale, 02.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22sath42

doi: 10.3205/22sath42, urn:nbn:de:0183-22sath423

Veröffentlicht: 7. November 2022

© 2022 Mielke et al.
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Gliederung

Text

Case report: Eine erstmalige Vorstellung des 72-jährigen Patienten erfolgte im April 2022 bei akuter, schmerzloser und monokularer Visusverschlechterung am rechten Auge. Sieben Monate vorher war die Exstirpation eines zerebralen Lymphoms links frontal erfolgt, mit anschließender Radiochemotherapie über 5 Monate. Die anfängliche Sehschärfe belief sich am rechten Auge auf 1/50 MV bei Optikusatrophie in der funduskopischen Untersuchung sowie einem absoluten Skotom im CP 30°. Am linken Auge betrug der Visus 1,0, der Nervus opticus war jedoch randunscharf. Während des ersten stationären Aufenthaltes erfolgte die Abklärung einer möglichen infektiösen oder rheologischen Genese sowie zusätzlich eine durchblutungsfördernde Therapie mit Pentoxifyllin i.v. Innerhalb von 2 Monaten kam es zu einer Verschlechterung der Sehschärfe rechts, bis auf Handbewegungen. Zeitgleich bemerkte der Patient zusätzlich einen Rückgang des Visus am linken Auge bis auf s.c. 0,2. Zu diesem Zeitpunkt präsentierte sich die linke Papille deutlich erhaben mit ausgeprägten Stauungszeichen. Eine kranielle Bildgebung blieb ohne Hinweis auf ein Tumorrezidiv. Ein neu aufgetretener altitudinaler Gesichtsfelddefekt sowie zusätzlich auffällige Latenzverlängerung im VEP deuteten auf eine Affektion von beiden Sehnerven hin. Die Verlegung des Patienten in die Klinik für Neurochirurgie zur probatorischen Liquordrainage sowie Messung des Liquoreröffnungsdrucks brachte keine subjektive Visusverbesserung oder weiteren Hinweise auf die Genese der Sehnervenbeteiligung. Im Rahmen des letzten Kontrolltermins 2 Wochen nach Entlassung und unter stetiger Prednisolontherapie zeigte sich ein immer noch stark progredienter Befund mit einer Visusreduktion am linken Auge auf 1/50 MV, massiv gestautem Nervus opticus sowie absolutem Skotom im CP30°. Aufgrund der klinischen Analyse des Falls im Zusammenhang mit der Anamnese und dem Zeitpunkt der Strahlenexposition liegt der Verdacht einer RION nahe. Die RION beschreibt eine ischämisch Optikusneuropathie, welche innerhalb von 3 Monaten bis zu 8 Jahren nach Strahlenexposition auftreten kann. Als Spätkomplikation kann die Nekrose der anterioren Sehbahn als unilaterales als auch bilaterales Geschehen auftreten.