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Mehr als nur Fremdkörpergefühl – HPV-assoziierte Schleimhautdysplasie CIN III der tarsalen Bindehaut
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Veröffentlicht: | 7. November 2022 |
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Einleitung, Fragestellung: Die konjunktivale intraepitheliale Neoplasie (CIN) bezeichnet eine Präkanzerose der Bindehaut, welche durch dysplastische Epithelzellen mit intakter epithelialer Basalmembran gekennzeichnet ist. Als Risikofaktor ist vor allem UV-B-Strahlung bekannt. Eine Infektion mit HPV scheint zusätzlich in der Pathogenese als Ko-Faktor eine Rolle zu spielen.
Methodik: Dargestellt wird eine Falldemonstration eines 77-jährigen Patienten mit der Erstdiagnose einer HPV-assoziierten Schleimhautdysplasie CIN III der tarsalen Bindehaut des Oberlides.
Ergebnisse: Der Patient stellte sich mit Fremdkörpergefühl und Epiphora-Beschwerden, überwiegend am rechten Auge, vor. Diese bestünden bereits seit 7 Jahren nach einem initialen Fremdkörperereignis. Tränenersatzmittel bei bereits diagnostizierter Keratokonjunktivitis sicca würden keine Linderung bringen. Im Rahmen der klinischen Untersuchung erfolgte die Ektropionierung der Oberlider. Hierbei imponierte eine subtarsale dysplastische Veränderung der Bindehaut am rechten Oberlid. Es erfolgte eine Bindehautbiopsie mit Mapping und Histologie. Hierbei bestätigte sich eine hochgradige intraepitheliale Neoplasie (CIN III) der Bindehaut. Bei starker Expression von p16 ist von einer HPV-Assoziation auszugehen. Zudem erfolgte ein temporärer Tränenpunktverschluss durch Punctum plugs. Daraufhin wurde eine chemotherapeutische Therapie mit Mitomycin 0,02% AT mit 3 Therapiezyklen eingeleitet. Eine vollständige Regression des Tumors konnte hierunter erzielt werden. Zudem erlangte der Patient Beschwerdefreiheit.
Schlussfolgerungen: Bei anhaltendem Fremdkörpergefühl bzw. Sicca-Symptomatik stellt eine konjunktivale intraepitheliale Neoplasie der Bindehaut eine wichtige Differentialdiagnose dar. Die konkrete Bedeutung einer HPV-Infektion in der Pathogenese des Krankheitsbildes wird dabei kontrovers diskutiert. Eine adjuvante Therapie nach chirurgischer Exzision mit topischer Chemotherapie, wie Mitomycin 0,02%, ist hingegen obligat.