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Update: Untersuchungen zu SARS-CoV-2 an Hornhaut-Transplantaten in den Jahren 2020 bis 2022
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Veröffentlicht: | 7. November 2022 |
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Hintergrund: Im Bereich der Gewebespende ist die Vermeidung der Übertragung von Krankheitserregern (z.B. viralen Erregern) für die Sicherheit der Empfänger von essentieller Bedeutung. Seit Beginn des Jahres 2020 werden in der Mitteldeutschen Corneabank alle Spender mittels eines postmortalen gepoolten nasopharyngealen und konjunktivalen Abstrich mittels qRT-PCR auf SARS-CoV-2 getestet. Hornhautpräparate von Spendern, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, sind 4 Wochen kultiviert und molekularbiologischen und immunohistochemischen Analysen unterzogen worden, um ein potentiell bestehendes Restrisiko einer Übertragung untersuchen zu können.
Methoden: Bei einem positiven Nachweis des Spenders wurden die Hornhauttransplantate unter entsprechenden Sicherheitsbedingungen weiter kultiviert und für weiterführende Untersuchungen zum Nachweis des Virus (qRT-PCR, Immunohistochemie, subgenomische RNA) verwendet.
Ergebnisse: Mittels nasopharyngealen und konjunktivalen Abstrichen wurden kein Spender im Jahr 2020, 4 Spender im Jahr 2021 und 3 Spender im Jahr 2022 (Stand Juli 2022) postmortal positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Bei einem Teil der Spender konnte mittels qRT-PCR SARS-CoV-2 RNA sowohl im verwendeten Transplantat-Kulturmedium, als auch im Gewebe über die komplette Lagerdauer von 4 Wochen nachgewiesen werden, wobei SARS-CoV-2 hauptsächlich im Limbus lokalisiert ist. Unterstützt wurden diese Daten durch immunohistologische Untersuchungen und Nachweis der subgenomischen RNA.
Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass dem intrahospitalen Testregime große Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte und prämortale Antigen-Schnelltests zum Ausschluss einer SARS-CoV-2 Infektion bei Hornhautspendern potentiell unzureichend sind. Während bei abklingenden SARS-CoV-2-Infektionen eine gute Datenlage vorliegt und das Risiko einer Infektion über Transplantate als gering eingestuft wird, verbleibt bei präsymptomatischen Neuinfektionen ein Restrisiko einer SARS-CoV-2-Übertragung. Unsere immunohistochemischen Untersuchungen liefern erste Hinweise, dass bei der mehrwöchigen Organkultur das Risiko einer Virusübertragung aufgrund des längeren Kulturzeitraumes minimiert wird. Weiterführende Analysen der Covid-positiven Spendergewebe in den Jahren 2021 und 2022 sollen erste Rückschlüsse zu potentiellen Unterschieden der Viruslast, -dauer und -lokalisation in den kultivierten Hornhäuten in Abhängigkeit der identifizierten SARS-CoV-2-Subtypen bringen.