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29. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft - SATh 29

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft e.V.

02.09. - 03.09.2022, Halle/Saale

Fallvorstellung: Primärmanifestation eines diffus großzelligen B-Zell-Non-Hodgkin-Lymphoms im Bereich des Tränensackes

Meeting Abstract

  • Thekla Wünsche - Halle/Saale
  • J. Heichel - Halle/Saale
  • A. Viestenz - Halle/Saale
  • C. Busse - Institut für Pathologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • L. Seifert - Institut für Pathologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • M. Binder - Universitäts- und Poliklinik für Hämatologie und Onkologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • S.M. Wagner - Universitäts- und Poliklinik für Strahlenmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft. 29. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft – SATh. Halle/Saale, 02.-03.09.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22sath19

doi: 10.3205/22sath19, urn:nbn:de:0183-22sath193

Veröffentlicht: 7. November 2022

© 2022 Wünsche et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Tumoren des Tränensackes sind ein seltenes Krankheitsbild. Lymphoproliferative Neoplasien treten in 2–8% der Fälle auf. Diese Tumoren können Primärtumoren des Tränensackes sein, entstehen aber häufiger sekundär durch Metastasierung bei Patienten mit Lymphom oder Leukämie.

Methoden: Es folgt die Falldarstellung eines 42-jähringen Patienten, der aufgrund einer linksseitigen paranasalen Schwellung mit Druckschmerz vorstellig wurde. Intermittierend trat seit einem Jahr eine Epiphora gleicher Seite auf. Die Spülung der ableitenden Tränenwege wies eine absolut mechanische postsakkale Stenose mit chronischer Dakryozystitis auf. Die Sanierung des Befundes erfolgte über eine transkutane Dakryozystorhinostomie. Intraoperativ zeigte sich eine kompakte Wandverdickung des medialen Tränensackes, die eine Entnahme von Proben zur histologischen Aufarbeitung indizierte. Zur Vermeidung postoperativer Restenosierung wurde die prophylaktische Schienung beider Tränenröhrchen vorgenommen.

Ergebnisse: Aus den molekularpathologischen Analysen resultierte ein diffus großzelliges B-Zell-Lymphom. Das Staging (kranielles MRT, Ganzkörper-CT, Knochenmarkpunktion, histopathologische zervikolateraler Lymphknoten) ergab keinen Anhalt für Malignität andernorts (Ann Arbor IE, aaIPI 0 ZNS-IPI 0). Es erfolgte die Vorstellung im interdisziplinären Tumorboard sowie die hämatoonkologische Anbindung. Nach viermaliger kombinierter Immunchemotherapie mittels R-CHOP-Schema (Rituximab, Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednisolon) wurde ein Abschluss-Staging mittels Körperstamm-PET/CT durchgeführt ohne Nachweis von aktiven Lymphomgewebe. Fünf bzw. sechs Monate nach initialer Dakryozystorhinostomie wurden die Tränenwegsintubate komplikationslos entfernt. Die Tränenwege zeigten sich glatt spülbar.

Schlussfolgerung: Tränenabflussstörungen können selten durch tumorbedingte Kompression der ableitenden Tränenwege verursacht sein. Die transkutane Dakryozystorhinostomie gibt die Möglichkeit einer histologischen Probeentnahme aus dem Tränensack, die bei jeglicher Gewebsformation vorgenommen werden sollte und stellt gleichzeitig eine gute Methode zur Sanierung dar. Eine prophylaktische Schienung der Tränenröhrchen kann die postoperative Stenose durch narbige Veränderung aufgrund systemischer Chemotherapeutika vermeiden. Bei Erstmanifestation eines Lymphoms des Tränensackes ist zur Therapieeinleitung ein interdisziplinäres Tumorboard und die hämatoonkologische Anbindung unabdingbar.