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25. Jahrestagung der Regionalgesellschaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts und Thüringens (SATh 25)

01.09. - 02.09.2017, Jena

Tumor-Ablatio bei Antikörper-Therapie bei „Cancer of Unknown Primary“?

Meeting Abstract

  • Celestina Schober - Halle/Saale
  • M. Beyer - Halle/Saale
  • M. Fiorentzis - Halle/Saale
  • A. Viestenz - Halle/Saale

Regionalgesellschaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts und Thüringens. 25. Jahrestagung der Regionalgesellschaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts und Thüringens. Jena, 01.-02.09.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17sath31

doi: 10.3205/17sath31, urn:nbn:de:0183-17sath315

Veröffentlicht: 28. August 2017

© 2017 Schober et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Bei 45-50% der Patienten mit metastasiertem Melanom ist eine BRAF-V600-Mutation mit Aktivierung des MAPK („mitogen-activated protein kinase“)- Signalübertragungswegs nachweisbar. Inhibitoren des MAPK-Signalweges, wie der MEK-Inhibitor Trametinib und der BRAF-Inhibitor Dabrafenib zeigen durch die Steigerung von Überlebens- und Remissionsraten große Erfolge bei der Behandlung des fortgeschrittenen metastasierten Melanoms. Therapielimitierende Effekte entstehen jedoch durch die hohe Inzidenz ophthalmologischer Nebenwirkungen, insbesondere von Chorioretinopathia centralis serosa ähnlichen serösen Retinopathien.

Patient und Methoden: Kasuistik eines 66-jährigen Patienten, der mit Verdacht auf eine Tumorablatio links in der Poliklinik vorgestellt wurde. Er klagte über ein zunehmendes Schleiersehen zunächst rechts, dann links seit sechs Tagen. Im Vorfeld erfolgte eine Lungenteilresektion. Die histopathologische Untersuchung zeigte die Metastase eines Melanoms, ein Primärtumor konnte nicht gefunden werden. Bei BRAF-positiven Status wurde die Therapie mit Dabrafenib und Trametinib begonnen. Anamnestisch war 2010 links eine Trabekulektomie sowie rechts 2011 eine Zyklodiathermie bei primärem Offenwinkelglaukom durchgeführt worden.

Ergebnisse: Funduskopisch zeigten sich beidseits Aderhautfalten und weiße areoläre Veränderungen in der gesamten Aderhaut. Am linken Auge zeigte sich zudem peripher zirkulär eine bullöse Aderhautamotio mit seröser Ablatio inferior. Die optische Kohärenztomographie (OCT) zeigte beidseits subretinale Flüssigkeit im Makulabereich. Sonographisch konnte ein solider Prozess ausgeschlossen werden. Im Verlauf kam es zu einer Zunahme der Aderhautschwellung mit einem Visusabfall beidseits. Nach Pausieren der Therapie mit Trametinib sowie lokaler und systemischer antiinflammatorische Therapie kam es zu einer raschen Befundbesserung mit einem Visusanstieg von 0,05 auf 0,6.

Schlussfolgerung: Die Behandlung mit Tyrosinkinaseinhibitoren kann zu chorioretinalen Veränderungen führen, deren Beurteilung eine diagnostische Herausforderung darstellen kann. Verlauf und Art auftretender Retinopathien sollten mittels optischer Kohärenztomographie (OCT), Sonografie und bei ausgeprägten Befunden auch mittels Fluoreszenzangiographie (FLA) quantifiziert werden. Eine gründliche (Medikamenten)-Anamnese ist entscheidend. Therapie der Wahl ist das Absetzen bzw. die Reduktion der Medikation sowie die Gabe von lokalen und/oder systemischen Steroiden. In eine geplante Therapie mit Tyrosinkinaseinhibitoren sollte frühzeitig ein Ophthalmologe eingebunden werden, um Tyrosinkinaseassoziierte Retinopathie rechtzeitig zu diagnostizieren und erfolgreich therapieren zu können.