gms | German Medical Science

24. Jahrestagung der Regionalgesellschaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts und Thüringens (SATh 24)

02.09. - 03.09.2016, Halle/Saale

Basosquamöses Basalzellkarzinom als Differentialdiagnose der Lidphlegmone

Meeting Abstract

  • Gesine Lehmann - Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Halle/Saale
  • A. Sandner - Universitätsklinik und Poliklinik für HNO-Heilkunde und Kopf-Hals-Chirurgie, Halle/Saale
  • D. Bethmann - Institut für Pathologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • U. Siebolts - Institut für Pathologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • U. Stuhlträger - Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Halle/Saale
  • J. Heichel - Universitätsklinik und Poliklinik für Augenheilkunde, Halle/Saale

Regionalgesellschaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts und Thüringens. 24. Jahrestagung der Regionalgesellschaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts und Thüringens. Halle/Saale, 02.-03.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16sath21

doi: 10.3205/16sath21, urn:nbn:de:0183-16sath211

Veröffentlicht: 29. August 2016

© 2016 Lehmann et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Das basosquamöse Basalzellkarzinom (syn. Basosquamöses Karzinom, BSC) stellt einen Sonderfall im Bereich der Basalzellkarzinome (syn. Basaliom) dar. Typisch ist ein aggressiv jedoch langsam wachsender, ulziererender Tumor mit lymphogener Metastasierung, wobei Männer häufiger erkranken. Histologisch zeigen sich sowohl Charakteristika von Basalzell- als auch Plattenepithelkarzinomen.

Methodik: Anhand eines Fallbeispiels einer 52-jährigen Patientin sollen Klinik, Diagnostik, Differentialdiagnose und Therapiemöglichkeiten des Krankheitsbildes erörtert werden.

Ergebnisse: Eine Patientin mit traumatischem Anophthalmus zeigte das klinische Bild einer Lidphlegmone bei vorliegendem Keimnachweis im Bereich der Bindehaut. Die Computertomographie der Orbita ließ eine entzündliche Beteiligung der Augenmuskeln und der Tränendrüse erkennen. Initial wurde eine systemische und topische Antibiotikatherapie eingeleitet. Im Verlauf wurden zudem systemische Kortikosteroide appliziert. Bei nur geringer Besserung des Lokalbefundes wurde eine Probeexzision des Oberlides durchgeführt. In der ersten Histologie fanden sich Tumormarker vereinbar mit einem Plattenepithelkarzinom (CK5/6, p63). Durch ergänzende immunhistochemische Untersuchungen konnte BerEP5, ein charakteristischer Marker für Basalzellkarzinome, nachgewiesen werden. Die Koinzidenz dieser beiden Entitäten führte zur Diagnose eines BSC.

Die Patientin wurde in der interdisziplinären Tumorkonferenz vorgestellt. Einen kurativen Therapieansatz verfolgend, wurde eine Exenteratio orbitae durchgeführt. Hier wurde die Diagnose eines BSC nochmals bestätigt. Der Tumor war auf dem Boden einer hochgradigen squamösen intraepithelialen Neoplasie (SIN III) entstanden. Des Weiteren bestand eine ausgeprägte entzündliche Komponente (lymphoplasmazelluläre Infiltration). Aufgrund einer R1-Resektion wurde eine adjuvante Radiochemotherapie des ehemaligen Tumorbettes sowie des ipsilateralen Lymphabstromgebietes angeschlossen. Das Staging erbrachte bisher keinen konkreten Anhalt für eine Metastasierung.

Schlussfolgerung: Tumoren der Haut werden in 20% im Kopf-Hals-Bereich nachgewiesen. Unter den Hauttumoren insgesamt zeigt das BSC eine Häufigkeit von 2% (Männer : Frauen = 2 : 1). Die histopathologische Subklassifizierung ist von entscheidender Bedeutung, da das BSC im Vergleich zum Basalzellkarzinom eine deutliche höhere Metastasierungs- (bis 8,6%) und Lokalrezidivrate (bis 45%) zeigt. Die Therapie erfolgt entsprechend den Empfehlungen für Plattenepithelkarzinome. Die komplette chirurgische Resektion ist somit anzustreben. Die hier vorgestellte Kasuistik zeigt zudem, dass ein BSC klinisch und histologisch erhebliche entzündliche Reaktionen imitieren kann und unterstreicht damit die diagnostischen Herausforderungen.