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24. Jahrestagung der Regionalgesellschaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts und Thüringens (SATh 24)

02.09. - 03.09.2016, Halle/Saale

Transkutane Dakryozystorhinostomie bei fehlender Epiphora und unauffälligem Spülbefund der ableitenden Tränenwege?

Meeting Abstract

  • Christiane Schlaug - Halle/Saale
  • D. Bethmann - Institut für Pathologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • U. Siebolts - Institut für Pathologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • T. Hammer - Halle/Saale
  • H.-G. Struck - Halle/Saale
  • J. Heichel - Halle/Saale

Regionalgesellschaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts und Thüringens. 24. Jahrestagung der Regionalgesellschaft der Augenärzte Sachsen-Anhalts und Thüringens. Halle/Saale, 02.-03.09.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16sath18

doi: 10.3205/16sath18, urn:nbn:de:0183-16sath184

Veröffentlicht: 29. August 2016

© 2016 Schlaug et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Epiphora und rezidivierende mukopurulente Sekretionen stehen bei einer chronischen Dakryozystitis klinisch im Vordergrund. Die transkutane Dakryozystorhinostomie stellt hierfür eine etablierte Operationsmethode dar.

Methoden: Anhand einer Kasuistik soll die Weite der Indikationen zur transkutanen Dakryozystorhinostomie dargestellt werden, insbesondere bei atypischen klinischen Verläufen. Die Falldemonstration wird durch Foto- und Videomaterial sowie histopathologische Befunde untermauert.

Ergebnisse: Ein 53-jähriger Patient stellte sich notfallmäßig bei bestehender linksseitiger Dakryophlegmone im Rahmen einer Sinusitis ethmoidalis et maxillaris vor. Durch eine konservative Therapie (systemische und topische Antibiotika, adstringierende Nasentropfen) konnte ein völliger Rückgang der Beschwerden erreicht werden. Im weiteren Verlauf zeigte sich ein derber, nicht kompressibler jedoch leicht druckdolenter Tumor im Bereich der mediokaudalen Orbita. Seitens der ableitenden Tränenwege war der Patient vollkommen beschwerdefrei. Er gab keine störende Epiphora oder mukopurulente Sekretion an. Ein entzündlicher Fokus im Bereich der Nasennebenhöhlen konnte klinisch und CT-morphologisch ausgeschlossen werden. Aufgrund der vorliegenden Anamnese und der unklaren Raumforderung wurde die Indikation zu einer operativen Intervention gestellt. In der intraoperativ durchgeführten Dakryoendoskopie konnte ein großer, der orbitalen Raumforderung entsprechender, Dakryolith detektiert werden. Der Tränensack zeigte deutliche chronisch-entzündliche Veränderungen im Sinne einer polypösen Dakryozystitis. Über eine transkutane Dakryozystorhinostomie wurde der Tränenweg saniert. Dabei konnten der Dakryolith und ein Tränensackpolyp entfernt werden.

Schlussfolgerung: Auch bei relativ blander Klinik (fehlender Epiphora, nicht vorhandene mukopurulente Sekretion, glatt spülbare ableitende Tränenwege) kann eine Indikation zur transkutanen Dakryozystorhinostomie vorliegen. Sie eignet sich besonders zur Behandlung großer Dakryolithen sowie vorhandener Tränensackektasien. Als eine Folge chronischer Entzündungsprozesse kann es zur reaktiven Bildung von Granulationsgewebspolypen in den ableitenden Tränenwegen kommen. Die guten intraoperativen Sichtbedingungen im Rahmen der transkutanen Dakryozystorhinostomie ermöglichen eine gezielte Entfernung von Neoplasien mit intrasakkaler Lokalisation. Bei unklaren Ausgangsbefunden eignet sich die Dakryoendoskopie zur Indikationsstellung und kann eine richtungsweisende diagnostische Methode darstellen.