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Jahrestagung der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft 2022

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft

25.11. - 26.11.2022, Dresden

Silikonöltamponade – Freund und Feind

Meeting Abstract

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  • Dirk Sandner - Dresden

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft. Jahrestagung 2022 der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft. Dresden, 25.-26.11.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc22sag30

doi: 10.3205/22sag30, urn:nbn:de:0183-22sag301

Veröffentlicht: 13. Januar 2023

© 2023 Sandner.
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Gliederung

Text

Bei sehr komplexer Ausgangssituationen, wie ausgeprägten PVR-(Re)-Ablationes, stellt die Silikonölendotamponade eine wichtige und verlässliche Option der anatomischen Befundstabilisierung im postoperativen Verlauf dar. Als bekannte und meist gut beherrschbare Komplikationen sind Kataraktentwicklung, Kapselfibrose, emulsifizierte Silikonölanteile in der Vorderkammer, wie ein mögliches Sekundärglaukom zu nennen. Zudem, jedoch in der Endkonsequenz dauerhaft visusbedrohend, kann selten ein silikonölassoziierter Sehverlust (‚silicone oil-related visual loss‘, SORVL) während der Silikonölendotamponade oder zum Zeitpunkt der Silikonölentfernung auftreten. Newsom publizierte 2004 die erste Fallserie, eine Übersichtsarbeit von 2020 berichtet von insgesamt 24 veröffentlichten Artikeln zur retinalen Toxizität unter einer Silikonölendotamponade. Es ist anzunehmen, dass das Phänomen unter vitreoretinalen Chirurgen breiter bekannt und in der Literatur unterrepräsentiert ist. Bei Patienten mit einem SORVL lässt sich in der OCT eine Reduktion der perifovealen Ganglienzellschicht wie der inneren plexiformen Schicht nachweisen. Der zugrundeliegende Mechanismus wie es zu dieser kommt, ist noch nicht endgültig geklärt. Prinzipiell kommen direkte (aktivierte Mikroglia, Inflammation, toxische Anteile im Silikonöl), wie indirekte (lichtinduzierter Schaden, Änderungen der Ionenströme an den retinalen Zellen, ein veränderter Zytokinspiegel) Faktoren in Betracht. Aktuell fehlt eine wirksame Prävention wie eine sichere Identifizierung von Patienten mit einem erhöhten Risiko für einen SORVL, sodass neben der kritischen Indikationsstellung, gerade bei Makula-On-Situation, eine möglichst kurzzeitige Tamponadedauer zur Risikominimierung anzustreben ist. Unsere Patienten sollten für etwaige Symptome – wie eine auftretende Farbentsättigung oder die Entwicklung eines Zentralskotoms – unter der Silikonölfüllung sensibilisiert, diese zu den Verlaufskontrollen abgefragt werden. Zeigt sich ein Anhalt hierfür, kann im günstigsten Fall durch eine noch rechtzeitige Entfernung der Silikonölendotamponade eine manifeste Schädigung verhindert werden. Die plötzliche Visusreduktion zum Zeitpunkt der Silikonölentfernung bleibt aber leider ein, wenn auch seltener, unberechenbarer Feind, über welchen wir unsere Patienten präoperativ explizit aufklären müssen.