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Jahrestagung der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft 2022

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft

25.11. - 26.11.2022, Dresden

Vergleichsstudie zwischen dem Standardprotokoll des konventionellen Crosslinkings gegenüber dem beschleunigten Protokoll bei progressivem Keratokonus: Langzeitergebnisse

Meeting Abstract

  • Dierk Wittig - Dresden
  • D. Trojan - Dresden
  • L. E. Pillunat - Dresden
  • F. Raiskup - Dresden
  • R. Herber - Dresden

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft. Jahrestagung 2022 der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft. Dresden, 25.-26.11.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc22sag21

doi: 10.3205/22sag21, urn:nbn:de:0183-22sag211

Veröffentlicht: 13. Januar 2023

© 2023 Wittig et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: In der vorliegenden Studie wurde der Langzeitverlauf (8 Jahre) nach kornealen Crosslinking (CXL) bei vorangegangener Progression des Keratokonus zwischen dem konventionellen (S-CXL) und beschleunigten (A-CXL) Protokoll hinsichtlich visueller, topografischer und aberrometrischer Parameter untersucht.

Methoden: In dieser nicht-randomisierten, retrospektiven und monozentrischen Studie wurden Patienten mit progressiven Keratokonus und anschließendem CXL mit Genehmigung durch die Ethikkommission zwischen 2009 und 2013 eingeschlossen. Das S-CXL wurde mit einer Bestrahlungsintensität von 3 mW/cm² für 30 min und das A-CXL mit 9 mW/cm² für 10 min durchgeführt. Die Studienteilnehmer erhielten präoperativ und zu jeder postoperativen Kontrolle eine ophthalmologische Untersuchung, eine Visusprüfung (bestkorrigierte Sehschärfe) sowie eine topo- und tomografische Untersuchung mittels Pentacam HR. Die statistische Auswertung erfolgte unter Annahme der Normalverteilung mittels linear gemischten Modell. Die Ergebnisse sind als Mittelwert und 95%-Konfidenzintervall angegeben.

Ergebnisse: Es wurden 16 Augen von 16 Patienten in die S-CXL-Gruppe und 45 Augen von 45 Patienten in die A-CXL-Gruppe eingeschlossen. Es gab präoperativ zwischen den Gruppen hinsichtlich Alter, Geschlecht, minimaler Hornhautdicke (MCT) und maximalen Keratometriewert (Kmax) keinen signifikanten Unterschied (für alle Parameter p>0,05). 1, 3 und 8 Jahre nach CXL nahm in der S-CXL-Gruppe der Kmax-Wert um -1,4 (-3,2 – 0,5; p=0,383), -2,7 (5,0 – (-0,4); p=0,009) und -3,1 dpt (-5,8 – (-0,3); p=0,019) ab. In der A-CXL-Gruppe nahm der Kmax-Wert um -1,0 (-2,2 – 0,1; p=0,094), -1.9 (-3,3 – (-0,6); p<0.001) und -3,3 dpt (5,0 – (-1,5); p<0,001) nach 1, 3 und 8 Jahren ab. Das Quadratische Mittel der Wellenfrontvarianz aller höheren Aberrationen (RMS-Wert) der Hornhautvorderfläche reduzierte sich in der S-CXL nicht signifikant, wohingegen in der A-CXL eine statistisch signifikante Abnahme nach 3 und 8 Jahren gemessen wurde (p<0,05). Dennoch verbesserte sich in beiden Gruppen der RMS-Koma-Wert nach 3 und 8 Jahren (beide p<0,05). Der Visus verbesserte sich dagegen nicht statistisch signifikant zu den jeweiligen Nachkontrollen, außer in der S-CXL nach 8 Jahren (p=0,049).

Schlussfolgerung: Das korneale Crosslinking sorgt unter Verwendung des S-CXL- oder A-CXL-Protokolls für eine Stabilisierung des Keratokonus über mehrere Jahre hinweg. Darüber hinaus findet eine statistisch signifikante Regularisierung der Hornhaut nach einem längerem Follow-Up statt, was sich in der Abflachung der Hornhautkrümmung und in der Verminderung von Abbildungsfehlern in den höheren Aberrationen zeigt. Dieser Effekt spiegelt sich jedoch nicht in der Verbesserung des Visus wieder. Dennoch sind beide Verfahren für die Behandlung der Progression bei Keratokonus geeignet und zeigen vergleichbare Ergebnisse.