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Update endokrine Orbitopathie
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Veröffentlicht: | 27. Februar 2020 |
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Bei der endokrinen Orbitopathie (=EO) handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung des Bindegewebes der okulären Adnexe, die meist zusammen mit einer Autoimmunthyreopathie vom Typ Basedow auftritt. Sie ist charakterisiert durch eine Entzündung, Umbau und Ausdehnung des retroorbitalem Muskel- und Bindegewebes.
Neben einer ausführlichen Anamnese und einer gezielten Labortestung (TSH, fT3, fT4, TRAK, TAK, MAK) stellt die funktionelle, sowie morphologische Augenuntersuchung zur Erhebung des Clinical Activity Score (=CAS) eine wichtige Säule in der Diagnostik der EO dar. Ggf. ist dies in Abhängigkeit vom CAS um eine cMRT-Untersuchung der Orbita mit Muskeldickenmessung zu ergänzen.
Die Therapie erfolgt stadiengerecht und entsprechend dem vorliegenden CAS medikamentös antientzündlich und ggf. ergänzend immunmodulierend bei Rezidvhäufigkeit, oder aber mittels Orbitaspitzenbestrahlung. Eine visusbedrohende EO wird mittels hochdosierter Steroidgabe über 12 Wochen gemäß dem Kahaly-Schema und ggf. kombiniert mit einer Orbitadekompression bei Optikusaffektion therapiert. Mit dem monoklonalen Antikörper Teprotumumab steht uns in therapierefraktären Fällen ein weiteres potentes Medikament zur Verfügung. Die Studienergebnisse dahingehend sind äußerst vielversprechend.
Adjuvante Maßnahmen sind eine Natriumselenitsubstitution, eine gezielte Therapie der verbundenen Keratokonjunktivitis sicca, Prismenverordnung bei Diplopie, Botoxinjektion bei Oberlidretraktion oder eine Lymphdrainage. Eine absolute Nikotinkarenz ist ebenfalls essentiell. Erst im entzündungsfreien Intervall sind Schieloperationen, kosmetische Orbitadekompression oder Lideingriffe indiziert.
Es handelt sich bei der EO um ein multifaktorielles Erkrankungsbild. Sie bedarf einer interdisziplinären Therapie, insbesondere sollte eine euthyreote Stoffwechsellage angestrebt werden.