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Jahrestagung der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft

25. - 26.11.2011, Dresden

Optikusatrophie durch mitochondriale Funktionsstörungen

Meeting Abstract

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  • Helmut Tegetmeyer - Leipzig

Sächsische Augenärztliche Gesellschaft. Jahrestagung 2011 der Sächsischen Augenärztlichen Gesellschaft. Dresden, 25.-26.11.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11sag41

doi: 10.3205/11sag41, urn:nbn:de:0183-11sag418

Veröffentlicht: 25. November 2011

© 2011 Tegetmeyer.
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Gliederung

Text

Mitochondriale Optikusneuropathien können entweder exogen durch Toxine (z.B. Tabak, Alkohol, Ethambutol, antiretrovirale Therapie) und durch Mangelernährung oder hereditär verursacht werden.

Hereditäre Optikusneuropathien treten entweder syndromal im Rahmen generalisierter Neuropathien und Enzephalomyopathien oder monosymptomatisch auf. Zu den syndromalen Formen zählen die Friedreich-Ataxie, die Hereditäre motorisch-sensible Neuropathie Typ VI (HMSN-6), die hereditäre spastische Paraplegie, das Wolfram-Syndrom (DIDMOAD), die Deafness-dystonia-optic neuronopathy (DDON) und verschiedene mitochondriale Enzephalomyopathien (MELAS, MERRF, CPEO, KSS, MILS, MNGIE).

Die häufigsten Formen der angeborenen hereditären Optikusneuropathien sind die Lebersche hereditäre Optikusneuropathie (LHON) und die Autosomal dominante Optikusatrophie (ADOA) mit einer Prävalenz von jeweils 1:30.000–50.000.

Die LHON wird zu über 95% durch drei typische Gendefekte im Bereich der mitochondrialen DNA ausgelöst (m.3460, m.11778, m.14484), die die Funktion der Atmungskette beeinträchtigen. Der häufigste Gendefekt der ADOA betrifft das OPA1-Gen des Chromosoms 3. Da an diesen Genort (3q28–q29) ein mitochondriales Fusionsprotein kodiert wird, ist die mitochondriale Funktion betroffen.

Aus diesem Sachverhalt ergeben sich verschiedene Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede des Krankheitsverlaufes, die bei der differenzialdiagnostischen Abgrenzung von anderen Optikusneuropathien berücksichtigt werden müssen.

Gemeinsam sind der LHON und der ADOA die selektive Vulnerabilität retinaler Ganglienzellen, das Vorkommen extraokulärer neurologischer Komplikationen (LHON-plus, ADOA-plus), eine variable Genotyp-Phenotyp-Korrelation, eine geringe Beeinträchtigung der Pupillenreaktion auf Licht, eine hohe Variabilität des Manifestationsalters und des Schweregrades der Neuropathie sowie die gesteigerte Empfindlichkeit gegenüber exogenen Einflüssen (z.B. Lichteinwirkung, Rauchen, Pharmaka mit vermuteter toxischer Wirkung auf Mitochondrien).

Unterschiede liegen vor allem in der inkompletten Penetranz der LHON mit deutlichem Überwiegen des männlichen Geschlechts (50%:10%) sowie im sehr variablen Schweregrad der ADOA (Beschwerdefreiheit bis Erblindung) ohne Geschlechtsabhängigkeit.