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187. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

21.02. - 22.02.2025, Siegburg

Gonokokken-Keratokonjunktivitis – schnelle Diagnose kann korneale Einschmelzung verhindern

Meeting Abstract

  • Louisa Maria Bulirsch - Bonn
  • K. Löffler - Bonn
  • F. Holz - Bonn
  • M. Herwig-Carl - Bonn

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 187. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Siegburg, 21.-22.05.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc25rwa09

doi: 10.3205/25rwa09, urn:nbn:de:0183-25rwa096

Veröffentlicht: 2. Juni 2025

© 2025 Bulirsch et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Gonokokken-Keratokonjunktivitis ist eine häufiger werdende sexuell übertragbare Infektion, die unerkannt oder fehlbehandelt bis zur Einschmelzung der Hornhaut führen kann. Sie äußert sich durch eine massiv purulente Bindehautentzündung mit deutlicher Lidschwellung.

Fallschilderung: Wir berichten von zwei Patienten, die sich in unserer Klinik vorstellten.

Ein 40-jähriger Mann wurde mit seit einer Woche therapieresistenter und massiv eitriger Konjunktivitis am rechten Auge in unsere Sprechstunde überwiesen. In der mikrobiologischen Untersuchung konnten bei entsprechender Verdachtsdiagnose bereits nach einigen Stunden Gonokokken nachgewiesen werden, sodass eine stationäre Aufnahme zur intravenösen Antibiose mit Ceftriaxon und Azithromycin und intensiver topischer antibiotischer Therapie mit Vigamox, Gentamicin und Azithromycin Augentropfen erfolgte. Bei nicht heilender Erosio mit Substanzdefekt ergänzten wir die Therapie zudem um eine orale Steroidgabe. Im weiteren Verlauf kam es unter dieser intensiven Therapie zu einer deutlichen Befundbesserung mit Verschluss des Epithels und Abheilung unter Bildung einer Hornhautnarbe.

Einige Wochen später stellte sich eine 22-jährige Patientin mit Verdacht auf Orbitaphlegmone am linken Auge in unserer Klinik vor. Die Patientin berichtete von einem Beschwerdebeginn mit Lidschwellung und ausgeprägter eitriger Sekretion am Vortag. Der durchgeführte Abstrich zeigte sich noch gleichentags positiv auf Gonokkoken, sodass auch hier eine stationäre Aufnahme zur weiteren systemischen und lokalen Therapie erfolgte. Aufgrund des frühen Erkennens der Erreger kam es bei dieser Patientin zu einer Abheilung ohne bleibenden Hornhautschaden.

Schlussfolgerung: Gonokokken sind gramnegative Diplokokken, die vor allem sexuell übertragen werden. Daher ist nicht nur die Untersuchung und Behandlung der Patienten, sondern auch die der Partner wichtig. Ebenso muss neben der ophthalmologischen Untersuchung auch eine gynäkologische oder urologische sowie dermatologische Vorstellung zum Ausschluss weiterer Manifestationsstellen der Erkrankung erfolgen. Zur Verhinderung einer Diagnoseverzögerung sollte noch gleichentags ein Bindehautabstrich entnommen und unter vorheriger Ankündigung in die Mikrobiologie geschickt werden, da die Probe möglichst nicht Austrocknen sollte. Der Erregernachweis erfolgt dann mittels Anzucht in Kultur oder PCR. Die Gonokokken-Konjunktivitis kann bei spätem Erkennen und dadurch entstehender Behandlungsverzögerung bis zur Hornhauteinschmelzung führen. Daher ist die Kenntnis über das Krankheitsbild sowie eine genaue Anamnese und Untersuchung bei massiv eitriger Konjunktivitis mit ausgeprägter Lidschwellung essenziell.